Erschienen in:
01.04.2003 | Zum Thema
Biochemie der Zervixreifung und Muttermundseröffnung
verfasst von:
Prof. Dr. W. Rath, C. Bartz
Erschienen in:
Die Gynäkologie
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Ausgabe 4/2003
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Zusammenfassung
Die biochemischen Mechanismen der Zervixreifung und ihre Regulationssysteme sind nach wie vor nicht vollständig aufgeklärt. Die sich über Wochen vollziehende Zervixreifungsphase (bis zu einer Muttermundweite von 2–3 cm) ist gekennzeichnet durch einen katabolen Proteoglykan- und Glykosaminoglykanstoffwechsel, insbesondere durch einen drastischen Anstieg des Hyaluronans mit Hydratation des Gewebes und einer signifkanten Verminderung der Kollagenkonzentration innerhalb der extrazellulären Matrix, die v. a. über Fibroblasten von Steroidhormonen, Prostaglandin E2, Zytokinen und das NO-System gesteuert werden. Die Rolle bereits um und in den Gefäßen der Zervix akkumulierter neutrophiler Granulozyten und Makrophagen ist in diesem Zusammenhang noch unklar.
Die Muttermundseröffnung unter der Geburt ähnelt einer entzündlichen Reaktion des Gewebes mit Migration, Infiltration und Degranulation neutrophiler Granulozyten, Freisetzung von Proteasen (v. a. Kollagenasen) und Degradation matrixbildender Proteine (v. a. Kollagen). Dabei kommt der Synthesesteigerung von Zytokinen (v. a. IL-1β, IL-8) und vaskulärer Adhäsionsmoleküle besondere Bedeutung zu.
Mögliche klinische Konsequenzen aus diesen Grundlagenuntersuchungen bestehen in der Entwicklung neuer Konzepte zur Diagnostik und Therapie sowohl der verzögerten als auch der vorzeitigen Muttermundseröffnung bei Frühgeburt.