Erschienen in:
31.05.2022 | Burn-out | Schwerpunkt: Beschleunigung und Entschleunigung - Übersichten
Beschleunigung und Entschleunigung, ein vielschichtiges Problem
verfasst von:
Prof. Dr. med. Stephan Herpertz
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 5/2022
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Zusammenfassung
Innerhalb der letzten 200 Jahre hat sich die durchschnittliche Arbeitszeit für die meisten Menschen mehr als halbiert. Diese zweifelsohne enorme gesellschaftliche Errungenschaft steht allerdings im Widerspruch zu der zumindest subjektiv erlebten Überforderung vieler Menschen, was in dem Begriff „Burn-out“ in einem hohen Maße den gesellschaftlichen Diskurs prägt. Auf der anderen Seite ist nicht zuletzt durch die Digitalisierung in fast allen Bereichen einer modernen Gesellschaft eine Beschleunigung zu beobachten. Der Versuch, ein Gleichgewicht zwischen Arbeits- und Privatleben herzustellen („Work-Life-Balance“), kann neben einer gerechteren Aufgaben- und Rollenverteilung der Geschlechter zumindest im Hinblick auf die Arbeitswelt auch als Antwort auf Verdichtungs- und Beschleunigungsprozesse verstanden werden. Ein Ungleichgewicht der Work-Life-Balance wäre jedoch dann gegeben, wenn „work“ einzig als der materielle Garant von „life“ erlebt und Arbeit als Möglichkeit der Selbstverwirklichung zunehmend in den Hintergrund treten würde.