Erschienen in:
01.10.2010 | Schwerpunkt
Differenzialdiagnostik erblicher Dickdarmkarzinomsyndrome
Der Beitrag der Pathologie
verfasst von:
Prof. Dr. J. Rüschoff, E. Heinmöller, A. Hartmann, R. Büttner, T. Rau
Erschienen in:
Die Pathologie
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Ausgabe 6/2010
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Zusammenfassung
Etwa ein Drittel der kolorektalen Karzinome (KRK) treten familiär gehäuft auf, wobei etwa 5% einen monogenetischen Erbgang aufweisen. Diagnostisch hilfreich ist die Unterscheidung zwischen Erkrankungen mit und ohne Polyposis sowie die Berücksichtigung von Tumorhistologie und Tumorspektrum des jeweiligen Patienten. Etwa 1% der KRK lassen sich auf die familiäre adenomatöse Polyposis coli (FAP) mit rasenartig vermehrten (>100) Adenomen zurückführen. Weitere 2–3% betreffen das nicht mit Polyposis assoziierte HNPCC- bzw. Lynch-Syndrom, für welches als einzigem Darmkrebssyndrom ein molekularer Gewebetest zur Verfügung steht. Immunhistochemisch erfolgt zunächst die Prüfung auf einen Verlust der Expression eines Mismatch-Reparatur-Gens, woran sich bei unsicherem oder negativem Ergebnis der Test auf Mikrosatelliteninstabilität (MSI) anschließt. Im Unterschied zu den vorgenannten Syndromen wird die MYH-assoziierte Polyposis (MAP) rezessiv vererbt und weist nur mäßig erhöhte Polypenzahlen (im Mittel 15–30) auf. Sie ist differenzialdiagnostisch von attenuierten Formen der FAP mit <100 Polypen abzugrenzen. Bei Verdacht auf ein familiäres Tumorsyndrom ist in jedem Fall eine humangenetische Beratung anzuschließen, in deren Rahmen letztlich die Indikation zu einer weitergehenden molekulargenetischen Testung (Nachweis einer Keimbahnmutation) gestellt wird.