Eine kurze Abhandlung über ...

Auszug

Emotionalität. Es scheint das Schlagwort des Jahres zu sein. Allenorten stößt man auf den Sammelbegriff für menschliche Gemütsregungen wie Freude und Trauer, Ärger, Zorn, Wut, Mitleid, vielleicht auch Scham oder Schuld. Woher kommt’s? Man könnte die These aufstellen, dass sich mit Emotionalität leicht argumentieren lässt. Klar doch, dass uns alle diese Zustände nicht fremd sind — in der modernen Welt, wo Leistung und Rationalität zählen, gilt es plötzlich wieder als Stärke, Gefühle zuzulassen, sich von seiner „menschlichen Seite“ zu zeigen. Zahnärzte sollen es kennen: Er oder sie will über die Arbeitsaufteilung am Empfang sprechen, und der Mitarbeiter verweist auf eine schwere Allergie gegen Arbeit, die ihn nachts nicht schlafen lässt — wer will da noch weiter den bösen Buben mimen? Hach, haben wir uns alle lieb, mag man da meinen, und ist es nicht schön, den eigenen Chef mal heulend an der Hotelbar zu sehen? …