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Tissue Polypeptide Antigen

Verfasst von: S. Holdenrieder und P. Stieber
Synonym(e)
TPA
Englischer Begriff
Definition
Das „tissue polypeptide antigen“ (TPA) stellt einen Komplex der Zytokeratinfragmente 8, 18 und 19 dar.
Struktur
Das TPA umfasst 3 Mitglieder der Zytokeratin-Familie, 2 aus der Gruppe der sauren Typ-I-Keratine (Zytokeratine 9–20) und eines aus der Gruppe der basischen Typ-II-Keratine (Zytokeratine 1–8).
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
Physiologisch kommen die Zytokeratine 8, 18 und 19 ubiquitär im menschlichen Körper vor, insbesondere in epithelialen Geweben. Die Ausscheidung erfolgt wie bei allen Zytokeratinen überwiegend renal. Niereninsuffizienzen verzögern die Elimination der Zytokeratine und können zu erhöhten Konzentrationen führen. Auch sind erhöhte TPA-Werte bei benignen Lebererkrankungen beschrieben, was auf eine zumindest teilweise hepatische Metabolisierung hinweist.
Funktion – Pathophysiologie
Die klinische Bedeutung der TPA-Bestimmung liegt im Therapiemonitoring, der frühzeitigen Rezidiverkennung und Prognose des Bronchialkarzinoms. Bei anderen malignen Tumorerkrankungen wie z. B. dem Blasen-, Ovarial-, Pankreas- und hepatozellulären Karzinom kann TPA allenfalls komplementär zu den Standardmarkern eingesetzt werden.
Gegenüber dem Zytokeratin 19 (syn. CYFRA 21-1, Zytokeratin-19-Fragment) weist das TPA ein weniger restriktives Verteilungsmuster im menschlichen Körper aus, was sich in einer niedrigeren Spezifität für epitheliale Karzinome niederschlägt.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Serum, Plasma, Körperflüssigkeiten.
Konventionelle Einheit
ng/mL (μg/L).
Indikation
  • Therapiekontrolle und Nachsorge beim Bronchialkarzinom als Zweitmarker, Prognose
  • Evtl. Therapiekontrolle und Nachsorge beim Blasen-, Ovarial-, Pankreas- und hepatozellulären Karzinom
Interpretation
Die meisten TPA-Assays sind für die Anwendung im Serum und Plasma ausgetestet und können auch für die Bestimmung von TPA in anderen Körperflüssigkeiten eingesetzt werden.
Da TPA keine Organspezifität aufweist, ist bei allen soliden Tumorerkrankungen mit positiven Testergebnissen zu rechnen. Hohe Wertlagen wurden u. a. beim Bronchialkarzinom, beim Blasenkarzinom, beim Ovarialkarzinom, beim Pankreaskarzinom und beim hepatozellulären Karzinom beobachtet. Ebenso können benigne Erkrankungen des pulmonalen, gastrointestinalen, urologischen und gynäkologischen Organsystems zu erhöhten Werten führen. Insbesondere können Einschränkungen der Nieren- und der Leberfunktion (Korrelation mit den Transaminasen; Aspartat-Aminotransferase, Alanin-Aminotransferase) erhöhte TPA-Werte hervorrufen.
Trotz der diagnostischen und differenzialdiagnostischen Limitierung kann die Bestimmung von TPA für die Verlaufsuntersuchung während und nach Therapie beim Bronchialkarzinom und eingeschränkt auch bei den anderen oben genannten Karzinomen sowie für die Prognose beim Bronchialkarzinom als Zweitmarker sinnvoll sein.
Allerdings ist kein eindeutiger Vorteil von TPA gegenüber den standardisiert eingesetzten Kenngrößen CYFRA 21-1 (Zytokeratin-19-Fragment) (Bronchial-, Blasenkarzinom), Carbohydrate antigen 125 (Ovarialkarzinom), Carbohydrate antigen 19-9 (Pankreaskarzinom) und α1-Fetoprotein (AFP; hepatozelluläres Karzinom) gegeben.
Diagnostische Wertigkeit
  • Bronchialkarzinom: Therapiekontrolle und Nachsorge als Zweitmarker, Prognose
  • Evtl. Blasen-, Ovarial-, Pankreas- und hepatozelluläres Karzinom: Therapiekontrolle und Nachsorge
Literatur
Barak V, Goike H, Panaretakis KW, Einarsson R (2004) Clinical utility of cytokeratins as tumor markers. Clin Biochem 37:529–540CrossRefPubMed
Stieber P, Heinemann V (2008) Sinnvoller Einsatz von Tumormarkern. J Lab Med 32:339–360