Erschienen in:
01.04.2015 | Leitthema
Fertilität vor gonadotoxischen Therapien
Beratungs- und Therapieoptionen zur Protektion der Fertilität
verfasst von:
Prof. Dr. M. von Wolff, R. Dittrich
Erschienen in:
Die Onkologie
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Ausgabe 4/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Fertilitätsprotektive Maßnahmen vor gonadotoxischen Therapien spielen aufgrund steigender Überlebensraten bei Krebserkrankungen und Autoimmunerkrankungen zunehmend eine Rolle.
Material und Methoden
Es erfolgte eine selektive Literaturrecherche auf der Basis der klinischen und wissenschaftlichen Erfahrung der Autoren. Dargestellt werden mögliche fertilitätsprotektive Maßnahmen bei Männern und Frauen.
Ergebnisse
Indiziert sind Maßnahmen bei Männern jeden Alters sowie bei Mädchen und Frauen bis zum Alter von ca. 40 Jahren mit einem hohen Risiko einer Gonadenschädigung. Bei Männern können Spermien problemlos kryokonserviert werden und später für Inseminationen oder In-vitro-Fertilisationen mit einer hohen Schwangerschaftschance genutzt werden. Bei präpubertären Jungen ist die Kryokonservierung von Hodengewebe möglich; allerdings ist die Verwendung des Hodengewebes noch experimentell.
Bei Mädchen und Frauen sind die Kryokonservierung von unfertilisierten Oozyten, von Ovargewebe sowie die Gabe von GnRH-Agonisten möglich. Für die Durchführung der überwiegend sehr risikoarmen Techniken werden maximal 2 Wochen benötigt. Bei der Kombination verschiedener Techniken der Kryokonservierung dürfte eine maximale Schwangerschaftschance von 40–50 % erreichbar sein. Die Kosten müssen zum überwiegenden Teil von den Patientinnen getragen werden und liegen zwischen wenigen Hundert und mehreren Tausend EUR. Eine Beratung und Durchführung der Techniken kann durch Zentren des Netzwerks FertiPROTEKT (http://www.fertiprotekt.de) erfolgen.
Schlussfolgerung
Männer aller Altersgruppen und Frauen bis zum Alter von ca. 40 Jahren sollten vor gonadotoxischen Therapien über die Möglichkeit zur Durchführung fertilitätsprotektiver Maßnahmen informiert und ggf. behandelt werden.