Erschienen in:
01.12.2015 | Schwerpunkt
Fortschritt oder Rückschritt oder beides zugleich?
ESC-Leitlinien zu Perikarderkrankungen 2015
verfasst von:
Prof. Dr. B. Maisch, FESC, FACC
Erschienen in:
Herz
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Ausgabe 8/2015
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Zusammenfassung
Elf Jahre nach der Veröffentlichung der weltweit ersten Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC) zu Perikarderkrankungen hat die internationale Expertengruppe der ESC das damals 28 Seiten starke Werk mit 275 Literaturangaben überarbeitet. Herausgekommen sind am Ende 44 Seiten mit 233 Referenzen. Eine CME-zertifizierte Fortbildung, die die Leitlinien von 2004 aktualisierte, findet sich in Herz, Heft 7/2014. Im Vergleich zu 2004 sind die Leitlinien von 2015 in den Kapiteln zu Diagnostik und Differenzialdiagnostik, Pathologie und Pathophysiologie weitgehend unverändert geblieben. Fortschritte lassen sich bei der Magnetresonanztomographie (MRT)-Diagnostik der Peri- und Epikarditis zeigen, ebenso in der nahezu universellen Therapieempfehlung von Colchicin für alle Formen der Perikarditis, unabhängig davon, ob sie akut, chronisch oder rezidivierend auftritt. Das kann man zu Recht als Fortschritt bezeichnen. Wenig geändert hat sich hingegen seit 2004 bezüglich der ätiologischen Klassifikation akuter oder chronisch rezidivierender Perikarditiden und Perikardergüsse selbst universitärer Herzzentren, die noch viel zu oft auf eine ätiologische Differenzierung von Perikardergüssen leichtfertig verzichten und sich mit dem Attribut „idiopathisch“ zufriedengeben, wenn sie eine maligne oder bakterielle Ursache ausgeschlossen haben. Stillstand ist hier letztlich Rückschritt, weil wir noch zu oft hinter unseren tatsächlichen diagnostischen und interventionellen Möglichkeiten zurückbleiben.