Frühe Intensivtherapie lohnt sich auch nach 20 Jahren noch

Die Studiengruppe des Diabetes Control and Complications Trial (DCCT) zu den Effekten der intensivierten Insulintherapie von Typ-1-Diabetikern hat ihre jüngsten Follow-up-Daten vorgelegt, diesmal mit Fokus auf den Diabeteskomplikationen an den Augen. Sie zeigen: Auch 23 Jahre nach Studienende zahlt sich die sechseinhalbjährige Phase der Intensivtherapie noch aus. Für die aktuelle Analyse nahmen sich die DCCT-Wissenschaftler die Häufigkeit von Augenoperationen vor, die aufgrund von Diabeteskomplikationen erforderlich wurden. Solche Eingriffe benötigten 63 (8,9%) von 711 Patienten, die sich 23 Jahre zuvor einer intensivierten Therapie ihres Typ-1-Diabetes unterzogen hatten. In der Gruppe der 730 konventionell Therapierten mussten sich 98 (13,4%) an den Augen operieren lassen. Nach dem Abgleich von Störfaktoren ergab sich rechnerisch eine Senkung des Risikos für diabetesbedingte Eingriffe an den Augen um 48% zugunsten der intensiv behandelten Patienten. Hinsichtlich der Zahl der Operationen (319; 130 in der intensiv vs. 189 in der konventionell behandelten Gruppe) betrug die Risikoreduktion 37%. Katarakt-Operationen am häufigsten Bei den Eingriffen handelte es sich vor allem um Kataraktextraktionen (42 Patienten in der Intensivgruppe, 61 in der Gruppe mit konventioneller Therapie). Die Risikominderung durch die intensivierte Therapie schlug hier mit 48% zu Buche. Hinter den Katarakt-Ops. rangierten Vitrektomien, die Versorgung von Netzhautablösungen bzw. die Kombination von beidem (29 bzw. 50 Patienten). Intensive Diabetestherapie senkte das Risiko um 45%. Insgesamt lagen die Kosten für Augenoperationen in der Intensivgruppe um 32% niedriger. Für die DCCT-Studie waren zwischen 1983 und 1989 mehr als 1400 Typ-1-Diabetiker rekrutiert worden, die höchstens fünf Jahre zuvor erkrankt waren. In der Gruppe mit intensivierter Therapie war das Ziel eine möglichst normnahe Blutzuckereinstellung. Die Patienten injizierten mindestens dreimal täglich Insulin oder wurden mit einer Insulinpumpe versorgt. Die Dosis wurde je nach Ergebnis der Blutzucker-Selbstkontrolle angepasst. Patienten der konventionell behandelten Gruppe spritzten ein- oder zweimal am Tag Insulin mit einem Mix aus verzögert und schnell wirkenden Insulinen. Eine tägliche Anpassung der Dosis war nicht üblich. Das Ziel lautete hier, Symptome der Hyper- und Hypoglykämie zu verhindern. Ein spezielles Ziel für die Blutglukose-Konzentration war nicht vorgegeben. Nach Abschluss der sechseinhalbjährigen Studienphase begann die Nachbeobachtung. Alle Patienten wurden an ihre ursprünglichen Versorger zurückverwiesen, die konventionell behandelten Patienten zudem in die Intensivtherapie eingewiesen. Niedrigere HbA1c-Werte wirken nach Im Lauf des Follow-up zeigte sich ein durchgängiger Vorteil für die studienhalber intensiv therapierten Typ-1-Diabetiker hinsichtlich mikro- und makrovaskulärer Komplikationen – und dies obwohl sich im Lauf der Zeit die Glykämieparameter in beiden Gruppen anglichen. Die vorliegende Studie, die sich mit den Folgen des Diabetes an den Augen 23 Jahre nach Studienende beschäftigt hat, bestätigt dies. Sie zeigt, dass der Schutzeffekt durch die intensivierte Therapie nahezu ausschließlich mit den in dieser Gruppe im Durchschnitt niedrigeren Spiegeln an Glykohämoglobin während der Studie korreliert. Folgerichtig verschwindet die Risikoreduktion, wenn man die Kalkulation nach den HbA1c-Werten im Studienzeitraum abgleicht. Umgekehrt bedeutet jede Erhöhung des Studien-HbA1c-Anteils um 10% eine Steigerung des Risikos für spätere Augenoperationen um den Faktor 1,88.

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