Erschienen in:
01.10.2014 | Leitthema
Genetik des familiären Brust- und Eierstockkrebses
Vorerst relevante Genmutationen
verfasst von:
Prof. Dr. A. Meindl, E. Hahnen, N. Arnold
Erschienen in:
Die Gynäkologie
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Ausgabe 10/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Neuere Ergebnisse belegen, dass das hereditäre Mamma- und Ovarialkarzinom eine extreme genetische Heterogenität aufweist – aktuell sind neben BRCA1 und BRCA2 bereits mehr als 10 Hochrisiko- bzw. Risikogene bekannt, die etwa ein Drittel aller familiären Fälle erklären können. Zusätzlich werden ständig sog. oligogene Komponenten identifiziert, die eventuell weitere 10–15 % der BRCA1/2-negativen Fälle erklären könnten.
Fragestellung
Gegenwärtig wird bereits eine erweiterte Diagnostik für zusätzliche Gene, neben BRCA1/2, von verschiedenen Laboratorien angeboten. Aber für nur wenige dieser Gene gibt es bereits ausreichend Daten, die es ermöglichen, klinische Konsequenzen aus den jeweiligen Mutationen zu ziehen. Daher stellt sich die Frage, welche Gene schon im Rahmen einer Routinediagnostik und welche vorher noch dringend validiert werden müssen. Im Rahmen der öffentlich diskutierten Mehr-Gen-Analysen werden z. B. auch solche Gene untersucht, in denen Mutationen vermutlich nur gering penetrante Wirkungen haben (BRIP1 oder BARD1) oder nur selten verändert sind (PTEN, STK11).
Ergebnisse und Fazit
Zurzeit ziehen nur Mutationen in den Hochrisikogenen BRCA1, BRCA2 und TP53 prophylaktische Maßnahmen nach sich. Aber Veränderungen in anderen DNA-Reparaturgenen (z. B. CHEK2, PALB2, RAD51C und RAD51D), die moderate Penetranz zeigen, können Konsequenzen für die (Chemo-)Therapie oder intensivierte Früherkennung haben. Deshalb ist es dringend erforderlich, weitere DNA-Reparaturgene mithilfe neuer technischer Verfahren (Multiplex) in Familien, die keine Veränderungen in den Hochrisikogenen zeigen, zu validieren. Dies erfordert eine Einbettung in ein standardisiertes Evaluierungskonzept, das es erlaubt, in prospektiven Studien die Wertigkeit der verschiedenen diagnostischen, präventiven und neuen therapeutischen Optionen zu validieren.