Erschienen in:
01.02.2015 | Leitthema
Genetik und Epigenetik der Adipositas
verfasst von:
Univ.-Prof. Dr. rer. nat. A. Hinney, N. Herrfurth, L. Schonnop, A.-L. Volckmar
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 2/2015
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Zusammenfassung
Adipositas ist ein ernst zu nehmendes medizinisches Problem. Rund 60 % der deutschen Erwachsenen sind übergewichtig, ca. 20 % adipös. Der erbliche Anteil an der Varianz des Körpergewichtes ist hoch. Dennoch konnten molekulargenetische Studien bisher nur einen kleinen Teil der interindividuellen Variabilität beim Body-Mass-Index (BMI) erklären. Nur sehr selten finden sich monogene Formen der Adipositas, bei denen der Wegfall eines einzigen Genprodukts zu extremer Adipositas führt. Die Streubreite des Körpergewichtes wird häufig durch ein komplexes Zusammenspiel vieler Genvarianten erklärt (polygene Adipositas). Jede einzelne Variante trägt dabei nur wenig zum Körpergewicht bei. Bisher wurden in groß angelegten Studien an Personen europäischer Herkunft genomweit 32 genetische Varianten (sog. Einzelnukleotidaustausche oder SNPs, single nucleotide polymorphisms) identifiziert, die mit Adipositas assoziiert sind. Insgesamt können diese polygenen Adipositasvarianten aber nur ca. 5 % der Varianz beim BMI erklären. Neben den DNA-Varianten spielen auch epigenetische Mechanismen bei der Gewichtsregulation eine Rolle. Im Laufe des Lebens kann sich die epigenetische Ausstattung eines Menschen verändern. Sie bildet eine Schnittstelle zwischen genetischen und umweltbedingten Einflüssen. Es ist vorstellbar, dass zukünftig epigenetische Marker, neben genetischen Markern, dafür eingesetzt werden können, eine Prädisposition für Adipositas zu erkennen und die Therapie zu verbessern.