Erschienen in:
01.09.2014 | Leitthema
Genetik und Epigenetik
Erklärungsansätze für (geschlechtsspezifische) Mechanismen der Krankheitsentstehung
verfasst von:
Prof. Dr. K. Zerres, T. Eggermann
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 9/2014
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Zusammenfassung
Während die Bedeutung der DNA als Trägerin der Erbinformation seit Langem bekannt ist, wird nun auch der Einfluss epigenetischer Mechanismen als Mittler zwischen Erbanlage und Umwelteinflüssen zunehmend deutlich. Dabei liefert die Epigenetik eine Erklärung für die teilweise reversible Wechselwirkung zwischen Genfunktion und Umwelt. Von besonderem Interesse sind in diesem Zusammenhang geschlechtsspezifische Mechanismen der Genregulation. Die Erforschung epigenetischer Abläufe und ihrer Bedeutung für die Entstehung von Volkskrankheiten steht erst am Anfang. Daher ist es zu früh, um aus den bisherigen Befunden generelle Schlussfolgerungen zu ziehen. Die Erforschung dieser Einflüsse bedarf darüber hinaus gänzlich neuer Strategien. Neben den eigentlichen molekularen Befunden kommt der Dokumentation des jeweiligen Phänotyps einer Erkrankung, aber auch der Biografie der betroffenen Personen und ihrer Vorfahren eine grundsätzliche Bedeutung zu. Die Epigenetik muss im Kontext der Erkenntnisse der Evolutionslehre, der klassischen Genetik und der Umweltforschung gesehen werden. Sie wird das Wissen dieser Disziplinen nicht ersetzen, aber einen Schlüssel zur Verknüpfung ihrer Erkenntnisse bieten und auch ein neues bzw. vertiefendes Verständnis geschlechtsspezifischer Mechanismen bei der Krankheitsentstehung ermöglichen. Werden diese epigenetischen Mechanismen – insbesondere auch mit Blick auf einzelne Krankheiten – besser verstanden, ist es vorstellbar, dass sie langfristig sogar gezielt beeinflusst werden können.