Erschienen in:
01.09.2015 | Leitthema
Gesundheitskompetenz in der medizinischen Rehabilitation und die Bedeutung für die Patientenschulung
verfasst von:
Prof Dr. med. Eva Maria Bitzer, MPH, U. Spörhase
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 9/2015
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Zusammenfassung
Rehabilitation ist ein sozialgesetzlich fest verankertes Element des deutschen Gesundheitssystems mit dem Auftrag, drohende Erwerbsunfähigkeit bzw. Pflegebedürftigkeit aufgrund von v. a. chronischen Erkrankungen zu vermeiden. Chronisch kranke, aber gesundheitskompetente Patientinnen und Patienten – Personen, die erfolgreich eine aktive Rolle im Behandlungs- und Versorgungsprozess einnehmen und unter Anerkennung professioneller Expertise gut begründete Entscheidungen treffen können – erreichen bessere patientenrelevante Outcomes. Zentrales Instrument der medizinischen Rehabilitation, um Teilhabe und Gesundheitskompetenz zu erhöhen, ist die Patientenschulung. Im vorliegenden Beitrag erläutern wir aus der Perspektive der Bildungsforschung den Kompetenzbegriff, skizzieren Lernprozesse und leiten Schlussfolgerungen für die Gestaltung und Konzeption von Schulungsprogrammen ab. Wir fokussieren zudem auf die Konsequenzen, die sich aus einem konstruktivistischen Schulungsverständnis für das Schulungsteam und die Rehabilitationseinrichtung ergeben. Im Kontext der medizinischen Rehabilitation Gesundheitskompetenz zu erhöhen bedeutet nicht, Patientinnen und Patienten zu Ärztinnen und Ärzten zu machen und evidenzbasierte Empfehlungen durch subjektive Präferenzen zu ersetzen. Patientinnen und Patienten erreicht die medizinische Rehabilitation am ehesten mit modernen, auch an Erkenntnissen der empirischen Bildungsforschung ausgerichteten, theoretisch fundierten kompetenzorientierten Patientenschulungen, einem pädagogisch qualifizierten Schulungsteam und Rehabilitationseinrichtungen, die Rahmenbedingungen für formelles und informelles Lernen schaffen und optimal gestalten.