Erschienen in:
01.05.2014 | Schwerpunkt
Hodenkrebs – eine Frage der Geographie?
Epidemiologie und Ätiopathogenese der Keimzelltumoren
verfasst von:
Prof. Dr. G. Mikuz
Erschienen in:
Die Pathologie
|
Ausgabe 3/2014
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Zusammenfassung
Neunzig Prozent der Hodentumoren sind Keimzelltumoren – ein Tumor des in den westlichen Industrieländern lebenden weißen Mannes, wobei Mittel- und Nordeuropa die höchste Inzidenz aufweisen. Asiaten und schwarze Männer erkranken hingegen wesentlich seltener. Die großen geographischen Unterschiede beruhen auf einem Zusammenspiel genetischer Faktoren und exogener Noxen. Einige dieser Noxen sind chemische Substanzen, die östrogenähnlich wirken. Man kennt nur Risikofaktoren, die epidemiologisch mehr oder weniger gesichert sind. Kryptorchismus, Intersex, familiäre Disposition und Keimzelltumoren im kontralateralen Hoden gehören zu den anerkannten Risiken. Auch die Überernährung dürfte eine wichtigere Rolle spielen als die Ausübung bestimmter Berufe. Pathogenetisch vermutet man, dass defekte Gonozyten bereits intrauterin entstehen und nach der Geburt im Hoden „schlummern“, bis sie sich durch weitere Noxen zu atypischen Keimzellen der intratubulären Keimzellneoplasie weiterentwickeln. Das wichtigste Ereignis ist aber das Auftreten des Isochromosoms 12p, das die Zellen aggressiv macht und die Entstehung eines invasiv wachsenden Tumors erst ermöglicht.