Erschienen in:
01.11.2003 | Kasuistik
Hohe sekundäre Ausbreitung einer Spinalanästhesie mit isobarem 0,5%igem Bupivacain nach spätem Lagewechsel
verfasst von:
Dr. O. Vicent, R. J. Litz, M. Hübler, T. Koch
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 11/2003
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Zusammenfassung
Im Rahmen von Spinalanästhesien (SPA) kann die Ausbreitung der sensorischen und sympathischen Blockade durch Lagewechsel sowohl nach der Anwendung von isobaren wie auch hyperbaren Lokalanästhetika (LA) unvorhersehbar zunehmen. Wir berichten in diesem Zusammenhang über einen 50-jährigen adipösen Patienten, bei dem zur Versorgung einer Unterschenkelfraktur eine SPA mit 17,5 mg 0,5%igem isobarem Bupivacain durchgeführt wurde. Nach 15 min erreichte die Ausbreitung der sensorischen Blockade ihr Maximum bei Th8. Nach 15° Oberkörperhochlagerung, 35 min nach der intrathekalen Injektion des LA, kam es innerhalb der nächsten 10 min zu einer unbeabsichtigten Zunahme der kranialen Ausbreitung um 10 Segmente bis C6. Der Patient wurde bradykard, hypoton, respiratorisch insuffizient und musste intubiert und beatmet werden. Die Hämodynamik wurde durch die intravenöse Applikation von Akrinor®, Atropin und kolloidalen Volumenersatzmitteln rasch stabilisiert. Die anschließende Operation erfolgte ohne Besonderheiten in Intubationsnarkose. Bei Operationsende wurde der Patient bei stabiler Hämodynamik und suffizienter Spontanatmung problemlos extubiert. Unmittelbar nach Extubation erreichte die kraniale sensorische Ausbreitung L2. Die Kasuistik zeigt, dass es auch nach vermeintlicher Fixierung des LA zu einer unerwarteten Zunahme der Blockade nach Lagewechsel kommen kann, und dass Patienten nach SPA bis zur Remission der Blockade sorgfältig überwacht werden müssen. Die der unbeabsichtigten kranialen Ausbreitung von sensorischer und sympathischer Blockade zugrunde liegenden Pathomechanismen werden diskutiert.