Erschienen in:
01.09.2012 | Leitthema: Übersicht
Ipsilaterale Begleitverletzungen an der oberen Extremität und des Schultergürtels nach proximalen Humerusfrakturen
Eine unterschätzte Entität?
verfasst von:
B. Marquaß, E. Schiffner, J. Theopold, N. von Dercks, C. Josten, PD Dr. med. habil. P. Hepp
Erschienen in:
Obere Extremität
|
Ausgabe 3/2012
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Zusammenfassung
Fragestellung.
Wie häufig sind ipsilaterale Begleitverletzungen bei proximalen Humerusfrakturen, wo sind sie lokalisiert und welchen Einfluss haben sie auf das klinische Ergebnis?
Methodik.
Im Zeitraum von 1/2001 bis 3/2008 wurden in unserer Klinik 641 Patienten mit einer proximalen Humerusfraktur operativ versorgt. Davon bestanden bei 58 Patienten (9 %) Begleitverletzungen an der ipsilateralen oberen Extremität und des Schultergürtels. Im Rahmen einer retrospektiven Studie konnten 36 Patienten (Altersdurchschnitt: 67 Jahre, 12 männlich, 24 weiblich) im Mittel 38 Monate nach der Primärversorgung nachuntersucht werden (DASH-Score, Constant-Score).
Ergebnisse.
Die Versorgung der 58 proximalen Humerusfrakturen mit Begleitverletzungen erfolgte bei 38 Patienten mittels winkelstabiler Plattenosteosynthese, bei 12 Patienten mit einer Frakturprothese, bei 7 Patienten mit einem Nagel und bei einem Patienten mittels Schraubenosteosynthese. Frakturen des distalen Radius und Nervenverletzungen waren die häufigsten Begleitverletzungen, wobei Frakturen des distalen Radius ausschließlich bei geringer Sturzenergie auftraten und Nervenverletzungen gehäuft bei Luxationsfrakturen. Begleitverletzungen kamen besonders häufig bei Frauen jenseits des 60. Lebensjahres vor, waren bei Männern aber homogen über alle Altersstufen verteilt. Die 36 nachuntersuchten Patienten erreichten durchschnittlich 35 Punkte im DASH-Score und 56 Punkte im Constant-Score. Patienten mit einer primär prothetischen Versorgung zeigten ein schlechteres klinisches Ergebnis als Patienten mit einer Osteosynthese.
Schlussfolgerung.
Ipsilaterale Begleitverletzungen in Kombination mit proximalen Humerusfrakturen sind häufig und spiegeln ihren Stellenwert als osteoporotische Fraktur wider. Der Behandlungsalgorithmus sieht bei der überwiegenden Anzahl eine kombinierte operative Versorgung vor, um die schnellstmögliche Mobilisation zu gewährleisten. Die zu erwartenden Ergebnisse sind von der Versorgungsart der proximalen Humerusfraktur abhängig.