Erschienen in:
01.04.2015 | Leitthema
Kanalographie und Wirkmechanismus der Kanaloplastik
verfasst von:
PD Dr. M.C. Grieshaber
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
|
Ausgabe 4/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Kanaloplastik stellt das physiologische Kammerwasserabflusssystem im Auge chirurgisch wieder her. Der Operationserfolg hängt von dem Funktionszustand dieses Systems ab.
Ziel der Arbeit
Untersucht wurden der Stellenwert des Kammerwasserabflusssystems und der Wirkmechanismus der Kanaloplastik. Zwei klinische Tests, die provokative Gonioskopie und die Kanalographie, werden zur Beurteilung des Kammerwasserabflusssystems beschrieben.
Material und Methoden
Bei der provokativen Gonioskopie wird durch Senkung des Augendruckes mittels Kammerwasseraspiration eine Druckumkehr zwischen dem Augendruck und dem episkleralen Venendruck erzielt, und der Blutreflux wird klassifiziert. Die Kanalographie untersucht die Qualität der Fluoreszeindiffusion durch das Trabekelmaschenwerk und die Füllung der episkleralen Venen.
Ergebnisse
Der Blutreflux variiert bei Glaukomaugen und korreliert umgekehrt mit dem Augendruck vor der Operation. Je höher der Augendruck war, desto schlechter die Blutfüllung im Kanal. Die Füllung der episkleralen Venen und die Fluoreszeindiffusion in die Vorderkammer waren unterschiedlich. Eine schlechte Diffusion in die Vorderkammer und eine gute Venenfüllung weisen auf eine proximale Abflussstörung im Trabekelmaschenwerk, eine schlechte Diffusion und eine schlechte Venenfüllung auf eine proximale und distale Abflussstörung und eine gute Diffusion bei einer schlechten Venenfüllung auf eine distale Abflussstörung im Schlemm-Kanal und den Sammelkanälen.
Schlussfolgerung
Das Blutrefluxmuster, das Ausmaß der Füllung des episkleralen Venensystems und der transtrabekulären Diffusion geben klinische Hinweise auf den funktionellen Zustand des Kammerwasserabflusssystems und auf den Erfolg der Kanaloplastik. Der Wirkmechanismus der Kanaloplastik ist bis heute nicht ganz geklärt. Diskutiert werden die 360°-Viskodilatation, eine dauerhafte Dehnung der inneren Kanalwand durch den Spannungsfaden oder den Stegmann-Kanalexpander.