Erschienen in:
01.04.2015 | CME Zertifizierte Fortbildung
Koronare mikrovaskuläre Dysfunktion
Klinik, Diagnose, Therapie
verfasst von:
Dr. P. Ong, U. Sechtem
Erschienen in:
Die Kardiologie
|
Ausgabe 2/2015
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Wie durch epikardiale Stenosen entsteht auch durch eine koronare mikrovaskuläre Dysfunktion (KMD) ein Missverhältnis zwischen myokardialem Sauerstoffbedarf und -angebot. Die Fehlfunktion liegt auf Ebene der Gefäße mit einem Durchmesser von < 500 μm, und sowohl strukturelle als auch funktionelle Veränderungen der Gefäße sind beschrieben worden. Die zugrunde liegenden Mechanismen sind vielfältig und zum Teil zusammen auftretend, aber noch nicht komplett verstanden und umfassen unter anderem eine chronische Inflammation, Östrogenmangel oder eine genetische/familiäre Prädisposition. Klinisch ist eine KMD häufig bei Patienten mit Angina pectoris und/oder Dyspnoe anzutreffen, die keine relevanten Koronarstenosen oder Myokarderkrankungen aufweisen. Dieses Krankheitsbild wird zurzeit noch zu wenig berücksichtigt. Studien haben nämlich gezeigt, dass eine solche KMD bei ca. 50 % aller Patienten mit Angina pectoris und nicht stenosierten Koronararterien vorliegen kann. Für die Diagnosestellung kommen nichtinvasive Verfahren wie die Kombination aus Koronar-CT und Stress-MRT oder Koronar-CT und PET, aber auch invasive Vasomotionstestungen (koronare Flussreserve mit Adenosin, Acetylcholin-Test) infrage. Bezüglich der Effektivität einer medikamentösen Therapie gibt es bislang nur sehr wenig Evidenz. Die Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) zum Management der stabilen koronaren Herzkrankheit von 2013 empfiehlt eine Sekundärprophylaxe mit ASS und einem Statin sowie eine β-Blocker- und/oder Kalziumantagonistentherapie. Patienten mit KMD haben ein erhöhtes Risiko für Koronarereignisse und Tod von ca. 1,7 % pro Jahr. Außerdem besteht eine erhöhte Morbidität mit häufigen Vorstellungen in Praxis und Notaufnahme. Die klinische Forschung in diesem Bereich hat eine genauere Charakterisierung der zugrunde liegenden Mechanismen der mikrovaskulären Dysfunktion zum Ziel, um hieraus gezieltere Therapiekonzepte ableiten zu können.