Überlebensraten krebskranker Kinder

Die Überlebensraten für Krebserkrankungen im Kindesalter haben sich in den letzten Jahrzehnten in den meisten europäischen Ländern eindrucksvoll verbessert. Die vorliegende Arbeit analysierte die Überlebensraten für hämato-onkologische Neuerkrankungen im Zeitraum 1999 bis 2007, wofür Daten aus EUROCARE-5 herangezogen wurden. Dabei handelt es sich um eine seit 1978 geführte Datenbank, in die 74 populationsbasierte Kinderkrebsregister aus 29 Ländern Eingang gefunden haben. Seit 1978 wurden in dieser Datenbank insgesamt 157.499 Kinder mit malignen Erkrankungen erfasst. Die vorliegende Arbeit stellt Veränderungen im Longitudinalverlauf dar und beschreibt regionale Unterschiede sowie malignomspezifische Verläufe. Studie Methodik Hauptzielgrößen waren die tumorspezifischen Überlebensraten nach ein, drei und fünf Jahren für zwischen 1999 und 2007 neu diagnostizierte Malignome im Kindesalter (0-14 Jahre). Für die vergleichende Statistik der einzelnen Länder wurden die Hirntumoren exkludiert, da für diese (insbesondere Gliome) bezüglich Diagnostik und Grading keine europaweite Einheitlichkeit besteht. Ergebnisse Für den Zeitraum 1999 bis 2007 wurden europaweit 59.579 Neuerkrankungen in die Analyse eingeschlossen, dies entsprach einer Erkrankungsinzidenz von 13,4 pro 100.000 Lebensjahren (Minimum Island 9,1 Maximum Malta 17,8). Im europäischen Querschnitt betrug die 1-Jahr-Überlebensrate 90,6%, die 3-Jahres-Überlebensrate 81% und die 5-Jahres-Überlebensrate 77,9%. Im Longitudinalverlauf zeigte sich eine Verbesserung des 5-Jahres-Überlebens von 76,1% (1999-2001) auf 79,1% (2005-2007). Die deutlichsten Verbesserungen wurden in den (allerdings von einem niedrigen Niveau ausgehenden) osteuropäischen Ländern beobachtet, wo die 5-Jahres-Überlebensrate von 65,2% (1999-2001) auf 70,2% (2005-2007) anstieg. Die verschiedenen Malignome zeigten recht unterschiedliche Verbesserungsraten. So stiegen die europaweiten Überlebensraten pro Jahr für die akute lymphoblastische Leukämie (ALL) und für non-Hodgkin-Lymphome (NHL) um jeweils 0,94, für die akute myeloische Leukämie (AML) um 0,96, während im gleichen Zeitraum die Überlebensraten für Hodgkin- Lymphome, Burkitt-Lymphome, ZNS-Tumoren, Neuroblastome, Wilms‘-Tumoren, Ewing-Sarkome, Osteosarkome und Rhabdomyosarkome weitgehend unverändert blieben. Allerdings zeigten sich länderbezogen teilweise recht beträchtliche Unterschiede sowohl der Überlebensraten als auch im zeitlichen Verlauf. Des Weiteren wurden in einzelnen Altersgruppen sehr unterschiedliche Überlebensraten erhoben (z.B. Neuroblastom: im ersten Lebensjahr 91,1%, danach unter 60%; Bur-kitt-Lymphom im ersten Lebensjahr 40,1%, danach über 87%). Interessanterweise zeigte sich für manche Tumoren im Longitudinalverlauf eine Verschlechterung der Überlebensrate (z.B.. Neuroblastom in Zentraleuropa: 78,1% im Zeitraum 1999-2001 vs. 70,3% im Zeitraum 2005-2007). Im Ländervergleich hatten Österreich, Norwegen und die Schweiz die höchsten Überlebensraten (5-Jahresüberleben über 84%), während die osteuropäischen Länder mit Ausnahme Polens vergleichsweise niedrige Überlebensraten (60-77%) aufwiesen. Kommentar Der dramatische Anstieg der Überlebensraten für pädiatrische hämato-onkologische Erkrankungen in den letzten Jahrzehnten ist wahrscheinlich auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Dazu zählen die Behandlung in spezialisierten Zentren, die Verfügbarkeit neuer Therapieformen und Medikamente, die Erfassung und Therapieoptimierung in Multicenterstudien und die Fortschritte der Supportivtherapie. Für bestimmte Tumoren zeigt sich allerdings zuletzt eine Stagnation, teilweise sogar eine regionale Reduktion des 5-Jahres-Überlebens. Diese Beobachtungen müssen einer genaueren Analyse und Interpretation zugeführt werden. So könnte z.B. die Verschlechterung bei Neuroblastomerkrankungen in Zentraleuropa mit der Beendigung der Screeningprogramme in Verbindung stehen, und neben der Überlebensrate sollte insbesondere auch die tumorspezifische Mortalität im Longitudinalverlauf dargestellt werden. Lesen Sie weiter in unserem Schwerpunkt "Kinder-Onkologie und -Hämatologie"!

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