Erschienen in:
01.07.2012 | Originalien
Motivationsbehandlung für Patienten mit der Doppeldiagnose Psychose und Sucht
Ergebnisse einer randomisierten Studie
verfasst von:
PD Dr. A. Bechdolf, M. Sc., B. Pohlmann, J. Güttgemanns, C. Geyer, K. Lindner, C. Ferber, E. Gouzoulis-Mayfrank
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 7/2012
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Zusammenfassung
Hintergrund
Patienten mir der Doppeldiagnose Psychose und Sucht weisen häufig einen besonders ungünstigen Krankheitsverlauf auf und sind nur schwer zur poststationären Inanspruchnahme ambulanter, integrierter Behandlungsprogramme zu motivieren. Die vorliegende Studie vergleicht erstmals die Effekte einer an diesem Problem ansetzenden Motivationsbehandlung („motivational interviewing“, MI) mit einer unspezifisch-stützenden Intervention (ST) gleichen zeitlichen Umfangs. Primäres Zielkriterium war die Teilnahme an einer poststationären integrierten Behandlung. Zusätzlich untersucht wurden mögliche postinterventionelle Effekte auf Substanzkonsum, Krankheitsverlauf, Medikamtencompliance und Stadium der Abstinenzmotivation.
Material und Methoden
Insgesamt 60 stationäre Patienten mit Doppeldiagnosen wurden randomisiert mit 4 Sitzungen MI oder ST behandelt. Die verblindeten Datenerhebungen fanden vor, unmittelbar nach, 3 und 6 Monate nach der jeweiligen Intervention statt.
Ergebnisse
70,0% der MI- (n=30) und 40,0% der ST-Patienten (n=30) nahmen postinterventionell an der ambulanten integrierten Behandlung teil (p=0,020). Bezüglich der sekundären Ziele (Suchtmittelkonsum) fanden sich in der explorativen Auswertung keine Gruppenunterschiede.
Schlussfolgerung
Das Studiendesign erlaubt erstmals eine eindeutige Rückführung der positiven Effekte bezüglich der Aufnahme einer ambulanten Anschlussbehandlung auf die spezifische Interventionsart des MI und unterstreicht damit seine Wirksamkeit. Die Etablierung des vorgestellten Behandlungskonzepts im Rahmen stationärer Settings könnte somit einen wichtigen Fortschritt in der Versorgung des belasteten Doppeldiagnoseklientels bedeuten.