Erschienen in:
01.12.2009 | Leitthema
Probleme bei der ärztlichen Leichenschau
Sicht der niedergelassenen Ärzte, der Klinikärzte, der Notärzte und der Polizei
verfasst von:
Prof. Dr. M.A. Rothschild
Erschienen in:
Rechtsmedizin
|
Ausgabe 6/2009
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Grundsätzlich sind alle Ärzte in Deutschland zur Leichenschau verpflichtet. Im Anschluss an die Leichenschau muss eine Todesbescheinigung ausgestellt werden. Diese enthält überwiegend juristisch relevante Fragen, die aber von Medizinern beantwortet werden müssen. Damit sind viele Probleme verbunden.
Niedergelassene Ärzte
Hauptproblem ist der Interessenkonflikt in der Rolle als fürsorgender Hausarzt einerseits und neutraler Sachverständiger andererseits. Häufig ist der Hausarzt erheblichem Druck durch die Angehörigen, aber auch die Polizei ausgesetzt, einen natürlichen Tod zu attestieren. Zudem wird das Honorar als völlig unzureichend empfunden.
Klinikärzte
Klinikärzte wünschen sich vor allem Klarheit darüber, welche Todesart bei einem Tod im engen zeitlichen Zusammenhang mit ärztlichen Maßnahmen zu attestieren ist, und mehr Rückkopplung über Obduktionsergebnisse.
Notärzte
Aufgrund der Nähe zur Polizei besteht häufig hoher Erwartungsdruck, trotz Unkenntnis der Vorgeschichte einen natürlichen Tod zu attestieren. Auch besteht regelmäßig ein Interessenkonflikt, ob medizinische Zugänge belassen werden sollen.
Polizei
Die Polizei beobachtet sehr häufig, dass die Ärzte keine „ordentliche“ Leichenschau durchführen. Im Krankenhaus begegnet den Polizeibeamten oft mangelnder Kommunikationswille der Ärzte.
Schlussfolgerung
Das System der Leichenschau in Deutschland ist dringend reformbedürftig. Die Ausbildung der Medizinstudierenden und die regelmäßige Fortbildung der Ärzte in der Leichenschau müssen intensiviert und die Obduktionsrate zur Klärung der tatsächlichen Todesursache und Todesumstände signifikant erhöht werden.