Erschienen in:
01.12.2010 | Originalarbeit
Phasenabhängige Behandlung der primären Schultersteife
verfasst von:
Dr. H.-K. Gansen, MBA, PD Dr. U. Irlenbusch
Erschienen in:
Obere Extremität
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Ausgabe 4/2010
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Zusammenfassung
Die Schultersteife ist gekennzeichnet durch eine aktive und passive Bewegungseinschränkung im Schultergelenk verbunden mit Schmerzen. Eine Differenzierung zwischen primärer und sekundärer Schultersteife ist erforderlich, da sich Verlauf und therapeutisches Vorgehen unterscheiden.
Bei der primären Schultersteife ist die Ursache nicht bekannt. Sie verläuft in drei Phasen mit charakteristischen Beschwerden. Die sekundäre Schultersteife kann durch unterschiedliche systemische, intrinsische oder extrinsische Faktoren verursacht werden. Der Verlauf ist deshalb auch unterschiedlich.
Die Unterscheidung zwischen primärer und sekundärer Schultersteife ist nicht immer einfach, da bis auf den typischen Verlauf für die primäre Schultersteife keine diagnostische Sicherheit besteht.
Für die primäre Schultersteife steht die konservative Therapie im Vordergrund. Da jede der drei Erkrankungsphasen durch unterschiedliche pathogenetische Vorgänge gekennzeichnet ist, ist ein gezieltes phasengerechtes Vorgehen erforderlich. In Phase I, d. h. bis zum Überschreiten des Schmerzgipfels, verbunden mit einem Nachlassen der nächtlichen Schmerzen, empfehlen wir keinerlei mobilisierende Maßnahmen durchzuführen, weder konservativ noch operativ. Lediglich symptomatische detonisierende und analgetische Maßnahmen sind angezeigt. Erst ab Beginn der Phase II sind krankengymnastische Maßnahmen indiziert. Falls unter diesen oder allein infolge des Spontanverlaufs keine ausreichende Rückbildung der Kontraktur eintritt, ist die Indikation zu einer operativen Mobilisation zu überprüfen, wobei das arthroskopisch kontrollierte Kapsel-Release favorisiert werden sollte.
Es ist nicht zielführend, die Indikation zu operativen Maßnahmen von der Dauer einer erfolglosen konservativen Therapie abhängig zu machen (z. B. 6 Wochen), da der Verlauf der Erkrankung zwischen 1 und 3 Jahren schwanken kann. Vielmehr ist das therapeutische Vorgehen in Abhängigkeit von der Erkrankungsphase zu wählen.