Erschienen in:
05.04.2021 | Mammakarzinom | Schwerpunkt: Prädiktive molekulare Pathologie für die gezielte Tumortherapie
Prädiktive Mutationsdiagnostik bei Mammakarzinomen
verfasst von:
Prof. Dr. Hans H. Kreipe, P. Sinn
Erschienen in:
Die Pathologie
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Ausgabe 4/2021
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Zusammenfassung
Während prädiktive Immunhistochemie beim Mammakarzinom seit langer Zeit ein zentrales Element der pathologischen Tumorklassifikation ist, hat die prädiktive Molekularpathologie, abgesehen von der In-situ-Hybridisierung zur Erfassung der HER2-Amplifikation, erst in den letzten Jahren durch die Zulassung von neuen Medikamenten zur gezielten Therapie in der metastasierten Situation an Bedeutung gewonnen. Für die Indizierung von PARP-Inhibitoren ist der Nachweis einer BRCA1- oder BRCA2-Mutation erforderlich. Wenn eine Mutation der katalytischen α‑Untereinheit der Phosphatidylinositol‑4,5‑bisphosphat-3-Kinase (PIK3CA) vorliegt, die bei bis zu 40 % der luminalen Mammakarzinome angetroffen werden kann, besteht die Option für eine spezifische Inhibition mit Alpelisib. Der HER2-codierte Rezeptor trägt nicht nur durch eine Amplifikation und Überexpression zur neoplastischen Transformation bei, sondern dies kann auch durch eine aktivierende Mutation in der Kinasedomäne bewirkt werden, wodurch eine Responsivität gegenüber Tyrosinkinaseinhibitoren vom Typ des Tucatinibs/Neratinibs gegeben ist. Bis zu 30 % aller metastasierten und endokrin behandelten luminalen Mammakarzinome erwerben eine aktivierende Mutation des Östrogenrezeptorgens ESR1, wodurch ein ligandenunabhängiger autokriner Wachstumsstimulationsmodus entsteht und Aromataseinhibitoren nicht mehr wirken können. Eine Larotrectinib-sensitive Mutation der Tropomyosinrezeptorkinase (NTRK) findet sich in bis zu 50 % der sekretorischen Mammakarzinome, während sie bei den übrigen histologischen Typen mit einer Frequenz von unter 1 % nachgewiesen werden kann. Zusammenfassend nimmt die prädiktive Molekularpathologie beim metastasierten Mammakarzinom eine zunehmend wichtige Stellung ein.