Erschienen in:
01.08.2014 | Übersichten
Mediane Narbenhernien und koexistente Parastomalhernien
Neue chirurgische Konzepte und ein Algorithmus zur simultanen Reparation
verfasst von:
Dr. G. Köhler
Erschienen in:
Die Chirurgie
|
Ausgabe 8/2014
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Zusammenfassung
Das simultane Auftreten medianer Narbenhernien und Parastomalhernien (PSH) stellt eine chirurgische Herausforderung dar. Standardisierte Versorgungsrichtlinien fehlen, weshalb ein individualisiertes operatives Vorgehen gefordert ist. Die reine Laparoskopie kann mit flachen eingeschnittenen und/oder stomalateralisierenden Kunststoffnetzen in intraperitonealer „Onlay-Platzierung“ durchgeführt werden. Rein laparoskopische und laparoskopisch assistierte Verfahren sind neuerdings auch 3-D-netzgestützt möglich. Vorteile ergeben sich durch die vollständige Abdeckung der Stomarandbereiche und die Möglichkeiten der ipsilateralen oder seltener kontralateralen Stomarelokation bei rein laparoskopisch schwierig zu präparierenden oder großen PSH mit über 5 cm im Durchmesser. Relokationen durch tunnelförmig vorgeformte 3-D-Netze sind auch bei Vorliegen eines relevanten Stomaprolapses gut anwendbar. Bei über 8–10 cm breiten medianen Narbenhernien oder jüngeren Patienten mit höheren physischen Ansprüchen sind offene anatomiegerechte Bauchwandrekonstruktionen in „Sublay-Technik“ zu bevorzugen. „Bridging-Verfahren“ mit netzgestützten Defektüberbrückungen sollten zugunsten von Komponentenseparationen mit Verschluss zumindest der vorderen Rektusscheiden vermieden werden – dabei sind die modifiziert posteriore (TAR) oder minimal-invasive anteriore Komponentenseparation dem klassischen „Ramirez“ in Bezug auf Wundmorbidität überlegen. Mithilfe speziell zur Parastomalhernienprävention angefertigter 3-D-Kunststoffimplantate können Stomata ohne erhöhtes Risiko von Parastomalhernien oder Prolapsentstehungen auch lateral des Rektusmuskels ausgeleitet werden. Ein Versorgungsalgorithmus, abgestimmt auf die Komplexität der kombinierten Narben und PSH, wird hier erstmals vorgestellt.