Melanomrisiko durch Potenzmittel?

Männer, die PDE-5-Hemmer einnehmen, entwickeln etwas häufiger Melanome. Möglicherweise liegt das nicht an den Potenzmitteln, sondern am Lebensstil von Potenzmittel-Anwendern. Die Sorge, PDE-5-Hemmer könnten möglicherweise die Entstehung maligner Melanome fördern, gründet ursprünglich auf dem Wirkmechanismus der Medikamente. Ihr Zielenzym ist an einem wichtigen Signalweg der Melanomentwicklung beteiligt: Bei Mutationen im BRAF-Gen wird die Phosphodiesterase-5 herunterreguliert, was einen Anstieg des Kalziums im Zytoplasma und letztlich eine höhere Invasivität von Melanomzellen zur Folge hat. Zudem wurde in der Health Professionals Follow-up-Studie ein vermehrtes Auftreten von Melanomen bei Sildenafil-Anwendern beschrieben. Ein internationales Ärzteteam um Stacy Loeb von der Universität in New York hat den Zusammenhang deswegen anhand von schwedischen Registerdaten erneut überprüft. Signifikant höhere Melanomrate Die Fall-Kontroll-Studie zeigt ebenfalls eine signifikant erhöhte Rate von Melanomen bei PDE-5-Anwendern. Das Assoziationsmuster spricht allerdings eher gegen einen kausalen Zusammenhang: „Die beobachtete Verbindung könnte den Einfluss von Lebensstilfaktoren widerspiegeln, die sowohl mit dem Gebrauch von PDE-5-Hemmern als auch mit dem Auftreten niedriggradiger Melanome verbunden sind“, schreiben Loeb und Kollegen. Von 4065 Männern, bei denen zwischen 2006 und 2012 ein Melanom festgestellt wurde, hatten 435 (11%) zuvor PDE-5-Hemmer eingenommen. In der Kontrollgruppe mit 20.325 Männern ohne Hautkrebs-Diagnose waren es nur 1713 (8%) gewesen. Die Nutzer von PDE-5-Hemmern hatten damit, unabhängig von anderen Risikofaktoren, eine signifikant höhere Melanomrate (Odds Ratio, OR = 1,21; 95%-KI 1,08–1,36). Risikoerhöhung ist dosisunabhängig Eine Dosis-Wirkungs-Beziehung war jedoch nicht festzustellen. Das Melanomrisiko war nur dann signifikant erhöht, wenn die Männer nicht mehr als ein Rezept für PDE-5-Hemmer erhalten hatten (OR = 1,32; 95%-KI 1,08–1,36; 4% vs. 3%). Lang wirksame PDE-5-Hemmer (Tadalafil, Vardenafil) waren zudem mit demselben Risiko belastet wie das kurz wirksame Sildenafil. Mit einer kausalen Beziehung kaum vereinbar waren auch die Tumorstadien: Die Anwendung der PDE-5-Hemmer korrelierte zwar mit dem Auftreten von Melanomen in den Stadien 0 und I, aber nicht mit dem Auftreten fortgeschrittener Melanome (Stadien II–IV). Gleiches galt für die zeitliche Abfolge: Die Melanomrate war nur erhöht, wenn mit der Einnahme von PDE-5-Hemmern erst innerhalb des letzten Jahres begonnen worden war. Sind Anwender von PDE-5-Hemmern gerne sonnengebräunt? Als weiteres Argument gegen einen kausalen Zusammenhang führen die Studienautoren das Auftreten von Basalzellkarzinomen an: Ihre Rate war bei den Anwendern von PDE-5-Hemmern ebenfalls erhöht, obwohl der beschriebene Signalweg über PDE-5 dabei keine Rolle spielt. Loeb und Kollegen vermuten daher, dass die erhöhte Melanomrate bei Männern, die Potenzmittel anwenden, andere Gründe haben muss. So verfügten beide Personengruppen über einen höheren Bildungsgrad und ein höheres Einkommen. Daher würden sie möglicherweise mehr private Reisen unternehmen und seien daher stärker sonnenbrandgefährdet.

Springer Medizin

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