Metformin für Typ-1-Diabetiker?

Eine Zusatztherapie mit Metformin führt bei übergewichtigen Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes nicht zu einer besseren Blutzuckerkontrolle. Entgegen dem herkömmlichen Bild ist eine wachsende Zahl von Typ-1-Diabetikern zu dick. Das ist bei jugendlichen Patienten besonders problematisch: Bei ihnen kommt es nicht nur infolge das Übergewichts, sondern auch physiologischerweise durch die Pubertät zu einem Anstieg der Insulinresistenz. Der Mehrbedarf an Insulin kann dann einer weiteren Gewichtszunahme Vorschub leisten. US-amerikanische Ärzte haben daher untersucht, ob übergewichtige Jugendliche mit Typ-1-Diabetes von einer Zusatzbehandlung mit Metformin profitieren könnten. Das Biguanid hemmt die Glukoseneubildung in der Leber und fördert die Glukoseaufnahme in die Muskulatur. Laut Ingrid M. Libman (Universitätskinderklinik Pittsburgh) und Kollegen sprechen die Ergebnisse ihrer Studie allerdings nicht für den Einsatz des oralen Antidiabetikums. An der randomisierten Doppelblindstudie waren 140 übergewichtige Patienten im Alter zwischen 12 und 19 Jahren beteiligt, deren BMI im Mittel die 94. Perzentile erreichte. Sie spritzten sich durchschnittlich 1,1 U/kg Insulin und hatten einen mittleren HbA1c von 8,8%. Die Studienintervention bestand für 71 Teilnehmer in 2000 mg/d Metformin, die übrigen erhielten ein Placebo, jeweils über sechs Monate hinweg. Weniger Insulin, weniger Gewicht Das primäre Studienziel, eine Verbesserung der Blutzuckerkontrolle, wurde nicht erreicht. Zwar hatte die Gruppe mit dem oralen Antidiabetikum zur Halbzeit nach 13 Wochen besser abgeschnitten – mit einem Rückgang des HbA1c um 0,2 Prozentpunkte im Vergleich zu einem Anstieg um 0,1 Prozentpunkte in der Placebogruppe. Nach 26 Wochen war der Unterschied jedoch verschwunden, mit Metformin wie mit Placebo lag der HbA1c um 0,2 Prozentpunkte über dem Ausgangswert. Ein Vorteil der oralen Zusatztherapie war bei der Insulindosis zu erkennen. Sie war mit Metformin um 0,1 U/kg zurückgegangen, mit Placebo konstant geblieben. Bei 23% gegenüber 1% der Patienten hatten die Ärzte die Dosis des Insulins um mindestens 25% gesenkt. Ebenfalls positiv beeinflusst wurde die Gewichtsentwicklung. Die Metforminpatienten brachten bei Studienende dasselbe Gewicht auf die Waage wie zu Beginn, die Placebopatienten dagegen zwei Kilo mehr. Eine Reduktion des BMI um wenigstens 10% gelang 24% vs. 7% der Patienten. Erwartungsgemäß kam es unter Metformin vermehrt zu gastrointestinalen Nebenwirkungen. Außerdem erlitten fünf Patienten (7%) schwere Hypoglykämien, in der Placebogruppe war das bei keinem Patienten der Fall. Klinische Relevanz "unsicher" Ob die Unterschiede in der Insulindosierung und im Gewicht klinisch relevant sind, halten die Studienautoren für „unsicher“, zumal sich die Differenzen – zumindest innerhalb der Studienzeit – nicht in einer Verbesserung von kardiovaskulären Risikofaktoren wie Blutdruck oder Blutfetten niedergeschlagen hätten. Auf der Minusseite steht dagegen eine Zunahme von Nebenwirkungen, vor allem im Magen-Darm-Trakt. Eine Verordnung von Metformin zur Verbesserung der Blutzuckerkontrolle lasse sich mit diesen Daten nicht begründen, so Libman und Kollegen. Allerdings weisen die US-Ärzte auch auf ein Problem in der Anlage der Studie hin: Die Dosierung des Insulins war den behandelnden Ärzten überlassen. Die stärkere Reduktion in der Metformingruppe sei möglicherweise zulasten einer besseren Blutzuckereinstellung gegangen.

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