Erschienen in:
01.02.2016 | Übersichten
Multiresistente Keime in der Unfallchirurgie
Problem oder Übertreibung?
verfasst von:
PD Dr. Bernhard Zöllner, Martin Glombitza
Erschienen in:
Trauma und Berufskrankheit
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Sonderheft 1/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Inzidenz multiresistenter Keime nimmt in Deutschland zu. Angaben zum Vorkommen und zur Relevanz dieser Keime in der Unfallchirurgie fehlen bislang, insbesondere für multiresistente gramnegative Stäbchen (MRGN).
Fragestellung
Wie hoch ist die Inzidenz von Methicillin-resistentem Staphylococcus aureus (MRSA), Methicillin-resistenten koagulasenegativen Staphylokokken (MRKNS) und MRGN in unfallchirurgischen Gewebematerialien?
Material und Methode
Es erfolgte eine retrospektive Analyse der Resistenzdaten für Keime, die im Rahmen von unfallchirurgisch-septischen Eingriffen einer spezialisierten Sektion intraoperativ gewonnen wurden. Besonders berücksichtigt wurde die MRGN-Klassifikation für gramnegative Stäbchen.
Ergebnisse
Die MRSA-Rate stieg in tiefen Gewebeproben oder Knochenbiopsaten zwischen 2010 und 2014 von 13% auf 21 % (p = 0,052) an, während die Rate von MRKNS in diesem Zeitraum nahezu konstant bei ca. 60 % lag. MRGN spielen derzeit eine geringe Rolle bei Knocheninfektionen (3MRGN: Pseudomonas aeruginosa 5 % und Escherichia coli 7 %, 4MRGN: kein Nachweis), sind aber wegen der eingeschränkten therapeutischen Optionen bedeutsam.
Schlussfolgerungen
Multiresistente Keime sind problematisch in der Unfallchirurgie aufgrund zunehmender Inzidenz von MRSA in tiefen Gewebeproben und wenigen Therapieoptionen für MRGN. Die zukünftige Resistenzentwicklung von Keimen bei Knocheninfektionen sollte in der Unfallchirurgie durch ein engmaschiges Monitoring überwacht werden.