Erschienen in:
01.04.2015 | Schwerpunkt
Myelodysplastische Syndrome
verfasst von:
PD Dr. F. Thol, M. Heuser, A. Ganser
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 4/2015
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Zusammenfassung
Unter dem Oberbegriff der „myelodysplastischen Syndrome“ (MDS) werden vielfältige Erkrankungen der hämatopoetischen Stammzelle zusammengefasst. Sie alle zeichnen sich durch eine ineffiziente Hämatopoese sowie dysplastische Veränderungen im Knochenmark aus. Im peripheren Blut fällt zumeist eine Anämie auf, die in der Regel makrozytär ist und ggf. von Neutropenie und Thrombozytopenie begleitet ist. Klinisch resultieren daraus Schwäche, Leistungsminderung und Abgeschlagenheit (Anämie), Blutungsneigung (Thrombozytopenie) sowie eine erhöhte Infektneigung (Neutropenie). Etwa ein Viertel aller Patienten mit MDS entwickelt im Laufe der Erkrankung eine akute myeloische Leukämie (AML), die durch eine Zunahme der Blastenzahl auf > 20 % im Knochenmark definiert ist. Eine Risikoeinteilung der Patienten in Bezug auf das Gesamtüberleben und die Transformation zur AML basiert auf dem International Prognostic Scoring System (IPSS) sowie auf dem neu formulierten IPSS-R. Dank neuer Sequenzierungsmethoden konnten viele rekurrente Mutationen bei MDS-Patienten identifiziert werden, insbesondere in Genen des Splicing-Apparats sowie in epigenetisch wirksamen Genen (ASXL1, TET2). Die Therapie richtet sich nach dem Risikoprofil des Patienten. Für Hochrisikopatienten in gutem Allgemeinzustand und einem biologischen Alter von ≤ 70 Jahren ist die allogene Stammzelltransplantation eine kurative Option. Ansonsten erfolgt bei hohem Risiko eine Behandlung mit demethylierenden Substanzen wie Azacitidin. Patienten mit niedrigem Risiko werden vornehmlich supportiv behandelt. Eine Sonderstellung nimmt das MDS mit Deletion 5q ein, das mit Lenalidomid sehr erfolgreich behandelt werden kann. Da die Therapie noch nicht optimiert ist, sollten betroffene Patienten unbedingt in klinische Studien eingeschlossen werden.