Erschienen in:
01.05.2004 | Leitthema
Neuronale Mechanismen der Schmerzchronifizierung
verfasst von:
Prof. Dr. Dr. M. Zimmermann
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 5/2004
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Zusammenfassung
Die Neurophysiologie des nozizeptiven Systems wurde bei Mensch und Tier überwiegend zunächst mit experimentellen akuten Schmerzreizen erforscht. Seit etwa 20 Jahren traten zunehmend auch Mechanismen chronischer Schmerzen in den Fokus der experimentellen und klinischen Forschung. Nozizeptoren z. B. im Bereich der Gelenke reagieren normalerweise erst bei Überlastung und Verletzung im Sinne einer protektiven Funktion. Bei längerem Fortbestehen von Schadensbedingungen kommt es im Nervensystem zu Anpassungsvorgängen, die die Schmerzempfindlichkeit erhöhen—so beginnen die neuronalen Prozesse der Schmerzchronifizierung.
Auch Entzündungsmediatoren einschließlich der Zytokine führen zu Sensibilisierungsprozessen im peripheren Nervensystem. Plastische Veränderungen in den zentralen Neurotransmittersystemen bis hin zur Gentranskription, zunehmende Interaktionen zwischen Nerven- und Immunsystem und neuronale Lernvorgänge erhöhen die Empfindlichkeit des Schmerzsystems weiter. Diese Prozesse neigen zur Perpetuierung und wirken so an der fortschreitenden Chronifizierung der Schmerzen mit. Können präventive Strategien die Chronifizierungstendenz von Schmerzen unterbrechen?