Erschienen in:
01.12.2006 | Originalien
Operative Versorgung proximaler Humerusfrakturen mit Titanwendel
verfasst von:
Dr. F. Müller, R. Voithenleitner, C. Schuster, P. Angele, B. Weigel
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
|
Ausgabe 12/2006
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Zwischen 01.01.2000 und 31.12.2002 wurden insgesamt 50 Patienten mit dislozierter bzw. instabiler proximaler Humerusfraktur mit einer retrograd in den Markraum eingebrachten Titanwendel operativ versorgt.
Material und Methode
Die Frakturklassifikation zeigte 8-mal eine 2-Fragment-, 32-mal eine 3-Fragment- und 10-mal eine sog. 4-Fragment-Fraktur. Eine retrospektive Röntgen- und Aktendurchsicht aller 50 Patienten zeigte in 24% der Fälle postoperative Komplikationen: In 8 Fällen (16%) traten sekundäre Retentionsverluste mit konsekutiven Überstand der Wendeldrähte in den subakromialen Gelenkraum auf, je 2-mal (4%) eine Perforation der Wendel in den Gelenkraum ohne Retentionsverlust bzw. eine Frakturdehiszenz durch Sperrmechanismus der Wendel im subkapitalen Frakturspalt. Die postoperative Revisionsrate betrug hierdurch 18% (9/50). Nach durchschnittlich 23 (12–31) Monaten wurden 38 von 50 Patienten (76%) mit Titanwendel nachuntersucht. Hier sahen wir radiologisch bei 2 Patienten eine partielle Humeruskopfnekrose sowie bei einer Patientin eine Humeruskopfnekrose mit Pseudarthrose, welche einen negativen Einfluss auf den Constant-Score hatten.
Ergebnisse
Aufgrund von Verfahrenswechseln (n=5) und interkurrenten Todesfällen (n=5) konnten nur 2 von 12 Patienten, bei denen postoperativ Komplikationen aufgetreten waren, klinisch nachuntersucht werden; die Ergebnisse der Nachuntersuchung sind durch diesen Selektionseffekt sicherlich verfälscht. Funktionell sehr gute bis gute Resultate zeigten 32 von 38 Patienten (84%), der Constant-Score lag durchschnittlich bei 74 Punkten, der mittlere alters- und geschlechtspezifisch korrigierte Score betrug 92%.
Diskussion
Das Verfahren erzielt somit bei insgesamt hoher Komplikations- und Revisionsrate im Vergleich zu anderen rigiden und semirigiden Osteosynthesen funktionell keine besseren Ergebnisse; zudem ist eine frühfunktionelle Behandlung hier nicht möglich, sodass die Titanwendel eher eine Retentionshilfe als eine stabile Osteosynthese darstellt. Insgesamt können wir das Verfahren zur operativen Versorgung von proximalen Humerusfrakturen nicht weiter empfehlen und haben es selbst verlassen.