Erschienen in:
01.05.2015 | Schwerpunkt: Neuroendokrine Tumoren
Pulmonale neuroendokrine Tumoren in der neuen WHO-Klassifikation 2015
Beginn eines Aufbruchs zu „neuen Ufern“?
verfasst von:
Prof. Dr. P.A. Schnabel, Prof. Dr. K. Junker
Erschienen in:
Die Pathologie
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Ausgabe 3/2015
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Zusammenfassung
Einteilung
In der kürzlich erschienenen 4. Auflage der WHO-Klassifikation von Tumoren der Lunge, der Pleura, des Thymus und des Herzens werden die neuroendokrinen Tumoren der Lunge (pNET) erstmalig in einem Kapitel gemeinsam nach den Adeno- und Plattenepithelkarzinomen sowie vor den großzelligen Karzinomen abgehandelt: High-grade-Tumoren, kleinzellige Lungenkarzinome (SCLC) und großzellige neuroendokrine Karzinome (LCNEC), Intermediate-grade-Tumoren, atypische Karzinoide (AC), Low-grade-Tumoren, typische Karzinoide (TC) und Vorläuferläsionen (DIPNECH). Bisher waren SCLC und Karzinoide jeweils in eigenen Kapiteln, LCNEC dagegen getrennt im Abschnitt der großzelligen Karzinome abgehandelt. Erstmalig gilt die neue WHO-Klassifikation auch für Biopsate.
Diagnostik
Üblicherweise ist allen pNET eine neuroendokrine Morphologie (soweit an kleinen Biopsaten erkennbar) sowie die Expression neuroendokriner (NE-)Marker (Chromogranin A, Synaptophysin, CD56/NCAM) gemeinsam. Der immunhistochemische Nachweis mindestens eines NE-Markers wurde bereits in der 3. Auflage der WHO-Klassifikation von 2004 (für Operationspräparate) nur für LCNEC gefordert. Unterscheidungsmerkmale sind: Eine klein- oder großzellige Zyto-/Histomorphologie, nukleäre Kriterien und die Mitoserate (für SCLC >10, mit einem Median von 80; für LCNEC >10, Median 70; für AC 2 – 10; für TC < 2, jeweils pro 2 mm2). Tumorzellnekrosen kommen meist bei SCLC und LCNEC, teilweise bei AC und nicht bei TC vor. Richtwerte für die Ki67-Proliferationsrate sind nach der neuen WHO-Klassifikation für SCLC 50–100 %, für LCNEC 40–80 %, für AC bis zu 20 % und für TC bis zu 5 %.
Molekularpathologie
Molekulare Alterationen treten jeweils bei SCLC und LCNEC zahlreich und sehr variabel, bei AC und TC wesentlich weniger und ähnlich auf.
Schlussfolgerung
Der direkte Vergleich aller pNET in einem Kapitel erleichtert die (Differenzial-)Diagnostik dieser Tumoren, schafft eine bessere Visibilität v. a. der LCNEC und macht eine weitere umfassende Entwicklung der klinisch-praktischen und wissenschaftlichen Beschäftigung mit pNET möglich und sinnvoll. Obwohl für die Lunge weiterhin eine eigene Terminologie der pNET beibehalten wird, ist doch eine „vorsichtige Annäherung“ an die gepNET festzustellen.