Erschienen in:
01.01.2014 | Originalien
Scham und Familienbeziehungen bei Bulimie
Mediationsanalyse zu Essstörungssymptomen und psychischer Belastung
verfasst von:
Ulrike Frost, Micha Strack, Klaus-Thomas Kronmüller, Annette Stefini, Hildegard Horn, Klaus Winkelmann, Hinrich Bents, Ursula Rutz, Prof. Dr. Günter Reich
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 1/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Empirische Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen familiären Faktoren und essgestörtem Verhalten. Ebenso ist ein erhöhtes Schamempfinden mit einer stärkeren Ausprägung von Essstörungssymptomen und mit als dysfunktional wahrgenommenen Familienbeziehungen assoziiert. Scham kommt somit als Mediator der Beziehung zwischen dysfunktionalen Familienbeziehungen und Essstörungssymptome in Betracht.
Material und Methoden
Bei 69 Patientinnen (55-mal Bulimia nervosa, 14-mal „eating disorder not otherwise specified“, EDNOS) im Alter von 14 bis 22 Jahren, die an einer vergleichenden Therapiewirksamkeitsstudie teilnahmen, wurden zu Therapiebeginn Essstörungssymptome [Eating Disorder Inventory (EDI), Eating Disorder Examination-Questionnaire (EDE-Q)] sowie die allgemeine psychische Belastung (Symptom Checklist-90-R, SCL-90R), die Schamausprägung (Test zur Erfassung selbstwertbezogener Emotionen für Kinder und Jugendliche, TESE-KJ) und die wahrgenommenen Familienbeziehungen (Allgemeiner Familienbogen, FB-A) erfasst.
Ergebnisse
Je dysfunktionaler die Familienbeziehungen wahrgenommen wurden, desto höher war die Schamausprägung, und je höher die Scham, desto stärker wurde von Essstörungs- und anderen psychopathologischen Symptomen berichtet. Scham zeigte sich als partieller Mediator der Beziehung zwischen Familienfunktionalität und Symptomen.
Diskussion
Erhöhte Schamneigung könnte durch dysfunktionale Familienbeziehungen entstehen, aber auch eine negativere Einschätzung interpersoneller Beziehungen bewirkt haben. Die Kausalitätsrichtung kann in dem korrelativen Studiendesign nicht bestimmt werden. Scham ist dennoch ein wichtiger Faktor, um die Mechanismen zwischen dysfunktionalen Familienbeziehungen und Essstörungssymptomen zu verstehen.