Erschienen in:
01.01.2015 | Originalien
Selbstverletzendes Verhalten in der stationären psychosomatischen Rehabilitation
Prävalenz und therapeutische Beeinflussbarkeit von Patienten mit Borderline- und anderen strukturellen Störungen
verfasst von:
Dr. Robert Mestel, Achim Votsmeier-Röhr, Carsten Spitzer
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 1/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Trotz seiner hohen klinischen Relevanz wird selbstverletzendes Verhalten (SVV) sehr uneinheitlich operationalisiert und erfasst; dies erklärt die erheblichen Schwankungen in Prävalenzschätzungen zwischen 6 und 80 % für psychiatrische Stichproben. Für Patienten mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) wird die Lebenszeitprävalenz des SVV zwischen 50 und 90 % beziffert. Wirksamkeitsstudien zu spezifischen Therapieansätzen, die u. a. auf SVV abzielen, kommen ebenfalls zu uneinheitlichen Ergebnissen, die von insignifikanten Reduktionsraten bis zu großen Effektstärken reichen.
Ziel der Arbeit
Für den Bereich der stationären psychosomatischen Rehabilitation stehen Untersuchungen zur Prävalenz und zur therapeutischen Beeinflussbarkeit von SVV bei Patienten mit BPS und anderen strukturellen Störungen aus.
Material und Methoden
Es wurden 2634 Patienten bei Aufnahme in eine Rehabilitationsklinik mit verschiedenen Testinventaren, u. a. zur Erfassung von SVV, untersucht. Von diesen konnten bei Entlassung 2065 Patienten erneut befragt werden.
Ergebnisse
Zwei Wochen vor Aufnahme hatten sich 41 % der BPS-Patienten (22 % andere strukturelle Patienten) verletzt. Die Reduktion von SVV im Behandlungsverlauf zeigte kleine Effektstärken (d ≤ 0,46) und fiel geringer aus als Veränderungen in anderen Symptombereichen. Bei 86 % der Patienten kam es zu einer Reduktion des SVV, bei 71 % gar zu einem völligen Sistieren.
Schlussfolgerungen
Während die Prävalenzen für SVV in der stationären psychosomatischen Rehabilitation etwas geringer ausfallen als im ambulanten und stationären Akutsektor, sind die Effektstärken der Behandlung vergleichbar.