Erschienen in:
01.09.2014 | Leitthema
Stammzelltherapien in der Neonatologie
verfasst von:
Prof. Dr. L. Gortner, S. Meyer, E. Tutdibi
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 9/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
In rezenten Veröffentlichungen wurde die Stammzelltherapie bei Frühgeborenen mit drohender bronchopulmonaler Dysplasie (BPD) und bei reifen Neugeborenen mit schwerer hypoxisch-ischämischer Enzephalopathie (HIE) beschrieben.
Ziel der Arbeit
Diese Erstbeschreibungen geben Anlass, die Chancen und Risiken der Stammzelltherapie in der Neonatologie zu beleuchten. Hierzu wird über die bisherige Entwicklung und Perspektiven der Stammzelltherapie bei neonatalen Erkrankungen ein Überblick gegeben.
Material und Methoden
Auf der Grundlage einer Suche in PubMed nach regenerativen Therapieformen in der Neonatologie wurden Studien identifiziert, die im Folgenden in den Kategorien „experimentelle Studien“ und „klinische Studien“ aufgeführt werden. Hierbei wurde einleitend schon auf die oben erwähnten ersten publizierten Studien eingegangen.
Ergebnisse
Die Pilotstudien waren aufbauend auf tierexperimentellen Studien konzipiert worden, in denen u. a. die optimale Zellfraktion, die Zellzahl und der Applikationszeitraum sowohl bei drohender BPD als auch bei einer HIE untersucht wurden. Hierbei zeigten sich im klassischen Modell der BPD, induziert durch eine postnatale Hyperoxie, eine Verbesserung der histologischen Lungenbefunde im Sinne einer fortgesetzten Alveolarisierung und verminderten inflammatorischen Reaktion, im Vergleich zu Kontrolltieren. Diese Untersuchungen wurden meist mit neonatalen Nagern in einem terminal sakkulären Lungenentwicklungsstadium durchgeführt. Bei experimentell induzierter HIE waren Stammzellen in der Lage, die histologischen Charakteristika dieser Schädigung zu vermindern und in funktionellen Untersuchungen einen präventiven Effekt zu zeigen.
Schlussfolgerungen
Offene Fragen der eingangs zitierten klinischen Studien betreffen u. a. die Wahl zwischen autologen und allogenen Therapieansätzen. Des Weiteren bleibt zu evaluieren, inwieweit mesenchymale oder andere Stammzellfraktionen bzw. mononukleäre Zellen die sicherste und effizienteste Therapiemethode darstellen. Hierzu sind klinisch-kontrollierte Studien, einschließlich Nachsorgestudien, u. a. mit Evaluation des Zielorgans, der Immunfunktion und der allgemeinen Entwicklung, notwendig, bis Stammzelltherapien in die Neonatologie Eingang finden können.