Erschienen in:
01.11.2012 | Originalarbeit
Standardisierte Dokumentation als Methode der Qualitätssicherung
verfasst von:
Prof. Dr. Norbert Nedopil
Erschienen in:
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
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Ausgabe 4/2012
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Zusammenfassung
Qualitätssicherung ist eines der ständigen Themen in der forensischen Psychiatrie. Frühe Methoden dafür waren die systematische Dokumentation und die Entwicklung von strukturierten Beurteilungs- und Dokumentationsinstrumenten. In den deutschsprachigen Ländern wurde das forensisch-psychiatrische Dokumentationssystem (FPDS) zu großen Teilen aus dem in der klinischen Psychiatrie angewandten System der Arbeitsgemeinschaft für Methodik und Dokumentation in der Psychiatrie (AMDP) abgeleitet. Es war als modulares Instrument mit einem Basismodul und Ergänzungsmodulen für die Beurteilung von Gewalt- oder Sexualstraftätern oder für die Risikoeinschätzung etc. entwickelt worden. Die Entwicklung vergleichbarer Instrumente wurde besonders populär für die Risikobeurteilung in verschiedenen Situationen und für verschiedene Tätergruppen. Eine weitere wichtige Folge dieser Entwicklung war, dass dadurch eine Plattform für wissenschaftlichen Austausch, für die Sammlung zuverlässiger Daten, für die Strukturierung der Ausbildung in der forensischen Psychiatrie und für die Bewertung von Gutachten entstand.
Systematische Dokumentation mithilfe von Instrumenten wurde wegen einer Reduzierung der Informationen und wegen der unzureichenden Berücksichtigung der Komplexität der zu beurteilenden Problematik oft kritisiert. Die Kritiker scheinen sich jedoch häufig der wirklichen Qualität und Varianz der Gutachten und Beurteilungen sowie der begrenzten Informationsgewinnung wenig bewusst zu sein. Systematische Dokumentation dient dazu, eine gemeinsame Sprache zwischen den Experten und den Gerichten zu finden, die Zuverlässigkeit und Wertigkeit der Daten zu beurteilen, Mindestanforderungen für die Begutachtung zu etablieren sowie fachlich korrektes Handel bei Vorwürfen und Haftungsfragen zu belegen.