Erschienen in:
01.07.2015 | Chirurgie und Recht
Stimmlippenparesen nach Schilddrüsenoperationen
Aktuelle medikolegale Aspekte des intraoperativen Neuromonitorings
verfasst von:
Prof. Dr. med. Dr. h. c. H. Dralle, FRCS, FACS, FEBS, R. Schneider, K. Lorenz, N. Thanh Phuong, C. Sekulla, A. Machens
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 7/2015
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Zusammenfassung
Das intraoperative Neuromonitoring (IONM) ist eine seit ca. 15 Jahren kommerziell zur Verfügung stehende Technik, die es erlaubt, bei Schilddrüsenoperationen bereits intraoperativ mit hoher Wahrscheinlichkeit bei regelrechtem Muskelaktions-Elektromyogramm(EMG) eine postoperativ intakte (> 99 % richtig-negativer Befund) oder bei Signalausfall eine postoperativ gestörte (> 70 % richtig-positiver Befund) Stimmlippenfunktion vorherzusagen. Das IONM hat die intraoperative Erkennung des Nervenverlaufes verbessert, wegen seines hohen prädiktiven Wertes hinsichtlich der postoperativ zu erwartenden Stimmlippenfunktion ist es jedoch gleichzeitig erforderlich, das Ergebnis der Nervenfunktionstestung in das operative Vorgehen einzubeziehen. Einseitige Funktionsverluste des N. recurrens können auch bei standardgerechtem Einsatz nicht gänzlich verhindert werden. Gleichwohl ist es möglich, bei geplant bilateraler Resektion eine bilaterale Stimmlippenparese sicher auszuschließen, wenn bei einem Funktionsverlust des N. recurrens auf der erstoperierten Seite auf die Resektion der zweiten Seite verzichtet wird (Strategiewechsel). Der Patient muss bei geplantem Einsatz über die Grenzen des IONM und einen möglichen Strategiewechsel bei geplant bilateraler Resektion präoperativ informiert werden. Der Operateur soll sicherstellen, dass nach den aktuellen Anwendungsstandards und -empfehlungen des IONM vorgegangen und bei intraoperativem Funktionsausfall des Nerven risikoorientiert reagiert wird.