Erschienen in:
01.03.2015 | Schwerpunkt
Struhltransfer bei rezidivierenden Infektionen mit Clostridium difficile
verfasst von:
Dr. U. Rosien, S. Hagel, M. Götz
Erschienen in:
Die Gastroenterologie
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Ausgabe 2/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Häufigkeit von Infektionen durch Clostridium difficile (CDI) hat sich innerhalb von 10 Jahre verdoppelt. Patienten mit rezidivierenden Verläufen leiden unter Durchfällen, aber auch Bauchmerzen, Fatigue und Gewichtsverlust. Nur jeder Dritte mit wiederholt rezidiviertem Verlauf kann durch eine konventionelle Behandlung geheilt werden.
Methoden
Obwohl seit Jahrhunderten in der chinesischen Medizin bei Darmerkrankungen etabliert, wurde ein fäkaler Mikrobiomtransfer (FMT) zur Behandlung einer pseudomembranösen Kolitis erstmals im Jahr 1958 publiziert. Seither konnten Fallserien an etwa 600 Patienten eine Heilung der Patienten mit rezidivierender CDI durch FMT in über 85 % zeigen. Ein FMT kann daher im 2. Erkrankungsrezidiv einer CDI empfohlen werden. Der Ort, an dem der aufgeschwemmte und filtrierte Stuhl appliziert wird (gastral, duodenojejunal, distales oder proximales Kolon), scheint keinen bisher fassbaren Einfluss auf die Wirksamkeit zu haben, jedoch war in Metaanalysen die Applikation über den unteren Gastrointestinaltrakt tendenziell vorteilhaft.
Diskussion
Die intensive Mikrobiomforschung der letzten Jahre zeigt die Bedeutung des Mikrobioms für Gesundheit und Krankheit. Positive Einflüsse auf Insulinresistenz und bei einigen Untergruppen von Patienten mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung erscheinen möglich. Im Gegensatz zur CDI sollte bei diesen und weiteren Indikationen ein FMT außerhalb von Studien nicht durchgeführt werden. Spenderstuhl ist infektiöses Material. Eine sorgfältige Spenderauswahl mit Serum- und Stuhluntersuchungen unter Einbeziehung der Anamnese ist zwingend erforderlich. Ein Restrisiko bezüglich übertragbarer Erkrankungen bleibt. Ein Stuhltransfer unterliegt dem Arzneimittelgesetz und ist bei der Gesundheitsbehörde anzeigepflichtig. Patienten- und Spenderdaten sollten langfristig gesichert und ausgewertet werden. Hierzu bietet sich an, die Daten in ein zentrales Register (MikroTrans) einzubringen.