Synergien nutzen gegen Tumore

Lungen- und Magentumore können dank Immuntherapien deutlich besser behandelt werden. Dennoch kommt es trotzdem weiterhin häufig zum Krankheitsprogress. Welche Therapieoptionen sich in der Zweitlinie am besten eignen, haben wir für Sie zusammengefasst. peterschreiber.media | Adobe Stock × Checkpoint-Inhibitoren fester Bestandteil der Therapie Immunchemotherapien sind beim metastasierten nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) heute Standard. Bereits Ende 2018 wurde Pembrolizumab in Kombination mit einer platinbasierten Chemotherapie zur Erstlinienbehandlung von Adeno- und Plattenepithelkarzinomen ohne Treibermutationen zugelassen. Mit Nivolumab/Ipilimumab und Atezolizumab sind seit 2019 weitere Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) hinzugekommen, die unabhängig vom PD-L1-Status als Kombinationspartner eingesetzt werden können. Bei einer PD-L1-Expression ≥ 50 % werden ICI neben der Kombinationstherapie teilweise auch als Monotherapie empfohlen. [1,2] Auf einem ähnlichen Weg ist die Entwicklung bei metastasierten HER2-negativen Tumoren des Magens (GC) oder des gastroösophagealen Übergangs (GEJ). Hier wird der Erstlinien-Einsatz von Nivolumab in Kombination mit einer platinhaltigen Chemotherapie empfohlen, wenn ein PD-L1 CPS ≥ 5 vorliegt. Bei Tumoren des GEJ mit einem PD-L-CPS ≥ 10 kann auch Pembrolizumab zum Einsatz kommen. [3,4] Leitlinien empfehlen Ramucirumab-Kombinationen in der Zweitlinie Die neuen Wirkstoffe führen aufgrund ihrer hohen Wirksamkeit und guten Verträglichkeit zu deutlichen Verbesserungen in der Erstlinientherapie und eröffnen so neue Chancen. Dennoch kommt es auch unter diesen neuen Optionen oft zum Krankheitsprogress. Damit stellt sich die Frage, welche der etablierten Zweitlinientherapien auch in diesem veränderten Umfeld noch Bestand haben. Sie stammen in der Regel aus einer Zeit, als Immuntherapien noch nicht verfügbar waren, sodass dementsprechend nur begrenzt Studiendaten zu dieser Sequenz oder Therapieabfolge vorliegen. Die aktuellen Leitlinien der ESMO und DGHO empfehlen beim NSCLC nach Versagen einer Immunchemotherapie die Kombination des Angiogenesehemmers Ramucirumab [5,a,b] (Cyramza®, zur Fachinformation) plus Docetaxel oder Nintedanib plus Docetaxel, wobei nur das Ramucirumab-Regime gleichermaßen bei Adeno- und Plattenepithelkarzinomen Wirksamkeit gezeigt hat und deshalb in beiden Histologien die Zulassung erhielt. [1,2] Standard in der Zweitlinie beim Magenkarzinom ist in der ESMO- und Onkopedia-Leitlinie die Kombination aus Ramucirumab plus Paclitaxel, unabhängig von der zuvor eingesetzten Therapie, und nur im Falle von Kontraindikationen sollte eine andere Option gewählt werden. [3,4] Synergistischer Effekt der Antiangiogenese vermutet Daten aus verschiedenen Studien und Analysen untermauern die Empfehlung für Ramucirumab nach einer Immuntherapie (s.Tabelle 1). Sie deuten sogar auf einen synergistischen Effekt der Antiangiogenese nach der Immuntherapie hin, denn ihre Ergebnisse übertreffen die der Zulassungsstudien REVEL [5] (NSCLC) und RAINBOW [5] (Magenkarzinom), in denen noch keine Immuntherapie in der vorherigen Therapielinie enthalten war. So ergab etwa eine Analyse von 77 NSCLC-Patient:innen aus neun deutschen thoraxonkologischen Studienzentren für die Zweitlinientherapie mit Ramucirumab plus Docetaxel eine Ansprechrate von 32,5 % mit einem medianen PFS von 3,9 Monaten und einem medianen OS von 7,5 Monaten. [6] Ähnlich gute Ergebnisse zeigte eine retrospektive Analyse bei Patient:innen mit Magenkarzinom, die nach einer Immuntherapie Ramucirumab plus Taxan erhielten. [7] Das mPFS war bei IO-exponierten Patient:innen mit anschließender Ramucirumab-Paclitaxel Kombinationstherapie mit 4,8 Monaten im Vergleich zu 3,4 Monaten bei IO-naiven Patient:innen signifikant verbessert. Tabelle 1: Auswahl von Real-World-Studien zur Untersuchung von Ramucirumab nach Versagen der Immuntherapie beim NSCLC und GC. Publikation Anzahl Patient:innen (n) Indikation Therapieabfolge Outcome Brückl et al., Transl Lung Cancer Res 2021 [12] 77 NSCLC ICI + CTx gefolgt von Ramucirumab + Docetaxel ORR: 32,5% mPFS: 3,9 Monate mOS: 7,5 Monate Brückl et al. Clinical Medicine Insights: Oncology. 2020 [13] 67 NSCLC CTx gefolgt von ICI gefolgt von Ramucirumab + Docetaxel ORR: 36% mPFS: 6,8 Monate mOS: 11 Monate Sasaki A, et al. ESMO Open. 2020 [7] 110 GC Ramucirumab + Taxan bei Patient:innen mit und ohne ICI-Vortherapie ICI-Vortherapie vs. ICI naiv: ORR: 60,6 % vs. 20,0% mPFS: 4,8 vs. 3,4 Monate Shiono et al. Thoracic cancer 2019 [14] 20 NSCLC Nivolumab und CTx gefolgt von Ramucirumab + Docetaxel ORR: 60%, (DCR: 90 %) mPFS: 5,6 Monate mOS: 11,3 Monate Tanizaki et al., European Journal of Clinical Pharmacology 2023 [15] 237 NSCLC Ramucirumab + Docetaxel bei Patient:innen mit und ohne ICI Vortherapie ICI-Vortherapie vs. ICI naiv: ORR: 34,1% vs. 19,4% mPFS: 5,8 vs. 3,9 Monate DCR: 72,5% vs. 58,3% ICI: Immuncheckpoint-Inhibitor; CTx: Chemotherapie; ORR: Objektive Ansprechrate; mPFS: medianes progressionsfreies Überleben; mOS: medianes Gesamtüberleben; DCR: Dauer der Krankheitskontrolle Diese Daten werden durch die Rationale untermauert, dass die antiangiogene Therapie nach Immuntherapie zu einer Normalisierung der Gefäßstrukturen führt und somit den Zugang der Immunzellen und anderen systemischen Therapien zum Tumorgewebe erleichtert [8,9,10,11] a. Cyramza® ist in Kombination mit Docetaxel indiziert zur Behandlung von erwachsenen Patient:innen mit einem lokal fortgeschrittenen oder metastasierten nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom mit Tumorprogress nach platinhaltiger Chemotherapie. [5] b. Cyramza® ist in Kombination mit Paclitaxel indiziert zur Behandlung von erwachsenen Patient:innen mit einem fortgeschrittenen Adenokarzinom des Magens oder des gastroösophagealen Übergangs mit Tumorprogress nach vorausgegangener Platin- und Fluoropyrimidin-haltiger Chemotherapie. Cyramza® ist als Monotherapie indiziert zur Behandlung von erwachsenen Patient:innenen mit einem fortgeschrittenen Adenokarzinom des Magens oder des gastroösophagealen Übergangs mit Tumorprogress nach vorausgegangener Platin- oder Fluoropyrimidin-haltiger Chemotherapie, wenn diese Patient:innen für eine Kombinationstherapie mit Paclitaxel nicht geeignet sind. [5] PP-RB-DE-1973 » Zum Impressum von Lilly Deutschland GmbH Fachinformation Cyramza® Literatur [1] https://www.esmo.org/guidelines/lung-and-chest-tumours/clinical-practice-living-guidelines-metastatic-non-small-cell-lung-cancer [2] https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/lungenkarzinom-nicht-kleinzellig-nsclc/@@guideline/html/index.html [3] https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/magenkarzinom/@@guideline/html/index.html [4] Lordick F et al. https://www.esmo.org/guidelines/guidelines-by-topic/gastrointestinal-cancers/gastric-cancer [5] Fachinformation Cyramza®, aktueller Stand; www.lilly-pharma.de/cyramza [6] Brückl WM et al., Transl Lung Cancer Res 2021, 10:3093–3105. [7] Sasaki A et al. ESMO Open 2020;5:e000775. doi:10.1136/ esmoopen-2020-000775. [8] Kalbasi A, Ribas A. Nat Rev Immunol. 2020; 20(1): 25-39. Ref-61073. [9] Huang Y et al. Cancer Res. 2013; 73(10): 2943-2948. [10] Juan, TY et al. Clin Cancer Res 2009; 15 (14) July 15, 2009. [11] Reck, M et al. Lung Cancer; Volume 179, May 2023, 107173. [12] Brückl, WM et al. Transl Lung Cancer Res 2021;10(7):3093-3105. [13] Brückl WM et al. Clinical Medicine Insights: Oncology. 2020; 14: 1–9. [14] Shiono A et al. Thorac. Cancer 2019; 10 (4): 775–781, https://doi.org/10.1111/1759-7714.12998. [15] Tanizaki J et al., European Journal of Clinical Pharmacology 2023; 79, 503–511.

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