Erschienen in:
01.07.2015 | Originalien und Übersichten
Transkulturelle Prävention von Alkoholerkrankungen
Effekte eines kultur- und migrationssensitiven Ansatzes auf Einstellungen und Verhalten älterer Personen mit Migrationshintergrund – Eine Cluster-randomisierte kontrollierte Studie
verfasst von:
Priv. Doz. Dr. phil. Isaac Bermejo, F. Frank, F. Komarahadi, J. Albicker, Z. Ries, L. Kriston, M. Härter
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 7/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Alkohol wird bei Personen mit Migrationshintergrund, insbesondere ab dem 50. Lebensjahr, zu einem Problem. Präventionsmaßnahmen erreichen diese Gruppe aber nur unzulänglich. Vor diesem Hintergrund wurde ein transkulturelles Präventionskonzept zur Primärprävention alkoholbezogener Störungen entwickelt und evaluiert.
Methodik
Cluster-randomisierte kontrollierte Studie mit n = 310 älteren (≥ 45 Jahre) Personen mit Migrationshintergrund zur Evaluation eines transkulturellen Präventionskonzepts. Das Präventionskonzept bestand aus einer migrationssensitiven transkulturellen Präventionsveranstaltung sowie aus kultur- und sprachsensitiven Informationsmaterialien. Als Kontrollbedingung diente eine Präventionsveranstaltung mit Materialien der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen und einer deutschen Broschüre. Daten wurden vor und nach der Veranstaltung sowie nach sechs Monaten schriftlich erhoben. Alle Materialien standen sowohl auf Deutsch als auch auf Russisch, Italienisch, Spanisch und Türkisch zur Verfügung.
Ergebnisse
Das transkulturelle Präventionskonzept wurde sowohl direkt nach der Veranstaltung als auch sechs Monate später signifikant besser bewertet als die allgemeine Präventionsveranstaltung. Während 73,4 % der Teilnehmer die kultur- und migrationssensitive Broschüre vollständig lasen, waren es in der Kontrollbedingung nur 21,2 % (p = 0,0001). Weiterhin gaben die Teilnehmer der transkulturellen Präventionsveranstaltung nach sechs Monaten signifikant häufiger an, ihren Alkoholkonsum reduziert zu haben (49,4 vs. 16,7 %; p = 0,004).
Diskussion
Die Berücksichtigung der Diversität bezüglich kultureller, migrationsbezogener, soziodemografischer und sprachlicher Faktoren erhöht die Effektivität von Präventionsmaßnahmen.