Bei langem Sitzen: Regelmäßig aufstehen für den Blutzucker!

Die Empfehlung, lange Sitzzeiten zu vermeiden, hat sich in einer randomisierten Studie auch bei Menschen mit Typ-1-Diabetes bewährt: Immer wieder mal aufzustehen und ein bisschen umherzugehen, führte zu einer nachhaltig besseren Blutzuckerkontrolle. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Stundenlanges Sitzen schadet der kardiometabolischen Gesundheit – auch dann, wenn die Betroffenen in der übrigen Zeit sportlich aktiv sind. Generell wird daher empfohlen, Sitzzeiten zu begrenzen bzw. sie regelmäßig durch Bewegungsphasen zu unterbrechen. Eine Empfehlung, die laut Forschenden aus Großbritannien und den USA unbedingt auch Menschen mit Typ-1-Diabetes gegeben werden sollte. Das Team um Matthew Campbell von der University of Sunderland konnte in einer randomisierten kontrollierten Studie belegen, dass die Betroffenen mit dieser Maßnahme ihre Blutzuckerkontrolle verbessern können, ohne dadurch mehr Hypoglykämien zu riskieren. Blutzuckersenkung ohne Zunahme von Hypoglykämien An der Studie beteiligten sich 17 Frauen und 15 Männer mit Typ-1-Diabetes (HbA1c durchschnittlich 8,4%), die keinen Sport machten. Jede und jeder musste unter Laborbedingungen und im Abstand von einer Woche einmal sieben Stunden lang ohne Unterbrechung sitzen (SIT) und einmal während der sieben Stunden alle 30 Minuten aufstehen und im eigenen Tempo drei Minuten lang herumgehen (SIT-LESS). Alle Probanden bekamen im Labor und an den zwei folgenden Tagen genormte Mahlzeiten. In der gesamten Zeit erfolgte eine kontinuierliche Glukosemessung (CGM), deren Zuordnung den Auswertenden nicht bekannt war. Das Ergebnis: Mit SIT-LESS war der Gewebezucker in der experimentellen Phase infolge schwächerer postprandialer Anstiege im Schnitt signifikant niedriger als mit SIT (7,1 vs. 8,5 mmol/l). Gleichzeitig war die Zeit im Zielbereich (time in range, TIR: 3,9–10,0 mmol/l) um 17% länger und erhöhte sich auf 85%, mit SIT waren es 72%, auch dies ein signifikanter Unterschied. Kein Unterschied fand sich hingegen bei den Hypoglykämieraten (jeweils etwa 3%). Sanfter Einstieg in körperliche Aktivierung Der positive Einfluss der Sitzunterbrechungen setzte sich sogar noch in die in anschließende ambulante Phase fort: Die 48-Stunden-Glukose war weiter signifikant niedriger (6,9 vs. 8,1 mmol/l) und die TIR länger (um 13%) als nach Dauersitzen, damit sank auch die Blutzuckervariabilität (um 7%). Die Verbesserung der TIR ließ sich weiterhin feststellen, wenn postprandiale Zeiten bzw. Tag und Nacht separat ausgewertet wurden. Besonders starke Verbesserungen des mittleren Blutzuckers und der TIR wurden bei Personen erzielt, die höhere HbA1c-Werte und/oder einen höheren BMI aufwiesen. „Langes Sitzen immer wieder durch kurze Aktivitätsphasen mit leichter Intensität zu unterbrechen, verbessert bei Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes den akuten postprandialen und den 48-Stunden-Blutzucker“, fassen Campbell und sein Team die Ergebnisse zusammen. Dabei sei nicht mit einer Zunahme von Hypoglykämien zu rechnen. Damit könnte die Strategie auch ein erster Schritt sein, um Diabeteskranke, die aus Angst vor Hypoglykämien keinen Sport machen, zu körperlicher Aktivität zu motivieren. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie verändert sich bei Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes der Blutzucker, wenn sie lange Sitzzeiten regelmäßig durch kurzes Umhergehen unterbrechen? Antwort: Die Sitzunterbrechungen führen akut zu einer Reduktion der postprandialen und der mittleren Glukosespiegel, ohne dass Hypoglykämien zunehmen. Zudem wird auch in den nachfolgenden 48 Stunden die Blutzuckerkontrolle verbessert. Bedeutung: Menschen mit Typ-1-Diabetes, die viel sitzen, sollte zu regelmäßigen Unterbrechungen mit leichter Aktivität geraten werden. Einschränkung: Nur eine siebenstündige Sitzphase untersucht, keine Daten zu Langzeiteffekten; sportlich inaktive Teilnehmende.

Springer Medizin

Bei langem Sitzen: Regelmäßig aufstehen für den Blutzucker!

Weiterführende Themen

Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft

Springer Medizin

Bitte loggen Sie sich ein, um Zugang zu diesem Inhalt zu erhalten

Weiterführende Themen

Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft