Erschienen in:
01.05.2015 | Originalien
Versorgungsrealität in der Psychotherapie
Ergebnisse der Befragung deutscher psychiatrischer Versorgungskliniken
verfasst von:
Prof. Dr. G. Laux, K. Sander, S. Artmann, J. Dreher, J. Lenz, I. Hauth
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 5/2015
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Zusammenfassung
Untersuchungsziel
Seit der Einführung des Facharztes für Psychiatrie und Psychotherapie ist die Psychotherapie neben der Psychopharmakotherapie integraler Bestandteil der Behandlung von psychisch erkrankten Menschen. Durch eine Erhebung sollte eruiert werden, wie es um die Realität der Psychotherapie in deutschen psychiatrischen Versorgungskliniken bestellt ist.
Methoden
Durch die Konferenz der leitenden Ärzte und Ärztinnen psychiatrischer Kliniken (sog. Bundesdirektorenkonferenz, BDK), wurde eine Befragung an psychiatrischen Versorgungskliniken Deutschlands im Zeitraum 10/2011 bis 3/2012 zu der Frage durchgeführt, wie viele und welche Psychotherapien konkret in den Kliniken angeboten und durchgeführt werden. Die Erhebung war anonym und erfolgte mittels eines Fragebogens, der als Druck- und Online-Version zur Verfügung stand.
Ergebnisse
Die Daten von 25 psychiatrischen Kliniken konnten ausgewertet werden. Im Bezugsjahr 2010 wurden in den teilnehmenden Kliniken (durchschnittlich 300 Betten, davon 53 psychosomatisch-psychotherapeutisch) 87.000 Patienten stationär behandelt, davon 34 % aus dem Diagnosespektrum F1 Abhängigkeitserkrankungen, 24 % aus der Gruppe F3 affektive Störungen. In über 80 % der Kliniken wurden Entspannungsverfahren, Psychoedukation, kognitive Verhaltenstherapie, soziales Kompetenztraining und diagnosespezifische Verfahren als Gruppentherapien angeboten, als Einzelpsychotherapien (kognitive) Verhaltenstherapie, psychodynamische Psychotherapie und Krisenintervention. Diagnosebezogen stand die Motivationstherapie bei Abhängigkeitserkrankungen an erster Stelle, bei affektiven Störungen kamen bei über 80 % kognitive Verhaltenstherapie, bei über 50 % psychodynamische Psychotherapie und interpersonelle Psychotherapie zur Anwendung. Dialektisch-behaviorale Therapie wurde als störungsspezifisches Verfahren bei Persönlichkeitsstörungen in 56 % der Kliniken angesetzt. Entspannungstherapie wurde weit überwiegend vom Pflegepersonal durchgeführt, Verhaltenstherapie von Psychologen und Ärzten, psychodynamische Psychotherapie überwiegend von Ärzten.