Erschienen in:
19.08.2023 | Vordere Kreuzbandruptur | Leitthema
Behandlung der akuten Verletzung des vorderen Kreuzbands
Immer nur Rekonstruktion?
verfasst von:
Martin Häner, Prof. Dr. med. Wolf Petersen
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 1/2024
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Zusammenfassung
Ziele der Therapie einer Ruptur des vorderen Kreuzbands (VKB) sind die Rückkehr zu einem für den Patienten akzeptablen Aktivitätslevel ohne „Giving-way“-Phänomene sowie eine adäquate Therapie prognostisch relevanter Begleitläsionen. Für die Therapie der akuten VKB-Ruptur kommt entweder eine frühe Rekonstruktion oder eine primäre Physiotherapie mit optionaler späterer Rekonstruktion infrage. Welcher Weg eingeschlagen wird, richtet sich einerseits nach möglichen Begleitverletzungen, die eine frühe operative Intervention erfordern (z. B. reparable Meniskusverletzung oder distale Ruptur des medialen Kollateralbands), und andererseits nach patientenspezifischen Faktoren (Alter, Aktivitätsgrad). Isolierte Rupturen des VKB können auch primär ohne Operation behandelt werden. Dann sollte das verletzte Kniegelenk durch rehabilitative Maßnahmen zunächst so weit konditioniert werden, dass sich Schmerz, Schwellung und die posttraumatische Bewegungseinschränkung bessern sowie ein neuromuskuläres Training begonnen werden kann. Ein „Screeningtest“, bestehend aus Sprungtests, „patient-reported outcome measures“ und dem Testen auf Giving-way-Phänomene, kann geeignet sein, um Kompensierer („coper“) von Nichtkompensierern („noncoper“) zu differenzieren. Nichtkompensierern sollte im Sinne einer partizipativen Entscheidungsfindung eine operative Rekonstruktion des VKB empfohlen werden. Auch eine Aktivitätsmodifikation („adapter“) kommt als Therapiestrategie infrage. Treten während der nichtoperativen Therapie Instabilitätsereignisse (Giving way) oder sekundäre Meniskusläsionen auf, sollte eine Kreuzbandrekonstruktion erwogen werden.