Erschienen in:
01.12.2014 | Originalien
Webbasierte Analyse von Stilling-Farbtafeln
verfasst von:
PD Dr. J. Kuchenbecker
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
|
Ausgabe 12/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Farbsehtests mit pseudoisochromatischen Tafeln stellen heute das gebräuchlichste Verfahren für das Screening von angeborenen Farbsehstörungen dar. Mittels eines webbasierten Farbsehtests können neue und alte Farbtafeln hinsichtlich ihrer diagnostischen Qualität ohne großen Aufwand getestet werden.
Methodik
Es wurden 16 digitalisierte Stilling-Farbtafeln der 11. Auflage von 1907 in einen webbasierten Farbsehtest eingefügt (http://www.farbsehtest.de). Es wurde mittels Chi-Quadrat-Test geprüft, ob die Stilling-Tafeln ähnliche Ergebnisse wie die bereits evaluierten 9 Ishihara-Farbtafeln aufweisen.
Ergebnisse
Es haben 518 Probanden [davon 101 (19,5 %) weibliche Probanden, mittleres Alter 34,6 ± 17 Jahre] den webbasierten Test mit 25 Tafeln durchgeführt. Die Spannweite der richtig erkannten Tafeln lag für alle Nutzer bei den Stilling-Tafeln zwischen 5,2 % (n = 27) und 97,7 % (n = 506) und bei den Ishihara-Tafeln zwischen 64,9 % (n = 336) und 100 % (n = 518). Bei den Nutzern mit mehr als 5 Fehlern (n = 247) lag die Spannweite der richtig erkannten Tafeln bei den Stilling-Tafeln zwischen 2,0 % (n = 5) und 98,0 % (n = 242) und bei den Ishihara-Tafeln zwischen 42,5 % (n = 105) und 100 % (n = 247). Bezogen auf alle Farbtafeln und bezüglich aller Nutzer wurden die Stilling-Tafeln (3038 falsche, 5250 richtige Antworten) im Vergleich zu den Ishihara-Tafeln (1511 falsche, 3151 richtige Antworten) hoch signifikant häufiger falsch erkannt (p < 0,001, Chi-Quadrat-Test).
Schlussfolgerung
Die diagnostische Qualität der getesteten Stilling-Farbtafeln ist sehr unterschiedlich. Einzelne Tafeln können für die Auflage der Velhagen/Broschmann/Kuchenbecker-Farbtafeln von 2014 verwendet werden. Insgesamt wurden die Stilling-Farbtafeln von allen Nutzern im webbasierten Test im Vergleich mit den verwendeten Ishihara-Farbtafeln signifikant häufiger falsch erkannt, was in vielen Fällen auf eine Mehrdeutigkeit einiger Zeichen zurückzuführen ist.