Zusammenfassung
Adherence, zuvor häufig als Compliance beschrieben, ist definiert als Übereinstimmung zwischen dem Verhalten des Patienten und dem aufgestellten Therapieplan (Haynes 1979). Dies betrifft selbstverständlich nicht nur Pharmakotherapie, sondern auch andere gesundheitsrelevante Ratschläge, die von Funktionsträgern des Gesundheitssystems gegeben werden. Trotz der großen Bedeutung des Adherenceproblems gibt es relativ wenig schlüssige Daten und insgesamt zu wenig Anstrengungen, diesen wichtigen Aspekt der Pharmakotherapie weiter zu erhellen. Dies beruht nicht zuletzt auf methodologischen Problemen, z. B. korrekte Prävalenzdaten einer Non-Adherence zu erheben, was sogar in kontrollierten klinischen Untersuchungen auf erhebliche Schwierigkeiten stößt (Kruse 1995; Spilker 1991). Es bleibt insgesamt bei allen Zahlenangaben eine große Unsicherheit, inwiefern die tatsächliche Adherence korrekt abgebildet wird, und die große Variabilität für Non-Adherence in der bisherigen Literatur lässt sich dadurch gut erklären. Die Prävalenzraten schwanken immerhin zwischen 15 und 93 %. Zum Beispiel wird berichtet, dass sich nur ca. 50 % der Patienten mit arterieller Hypertonie an das verordnete Schema der Medikamenteneinnahme halten. Schwanken die Prävalenzzahlen auch je nach Therapieregime und Indikation, kann doch konsistent gezeigt werden, dass die Non-Adherence mit der Anzahl der gleichzeitig verordneten Medikamente ansteigt (Spagnoli et al. 1989). So gilt die Verabreichung von 5 und mehr Medikamenten insgesamt als problematisch (McElnay et al. 1998).