Fünf Dinge, die im Kindernotfall besser zu unterlassen sind

Im Choosing-Wisely-Programm, das für die deutsche Initiative „Klug entscheiden“ Pate gestanden hat, sind erstmals Empfehlungen zum Umgang mit Notfällen von Kindern erschienen. Fünf Dinge gilt es demnach zu vermeiden. Erarbeitet haben die Choosing-Wisely-Empfehlungen für die pädiatrische Notfallmedizin diverse Arbeitsgruppen US-amerikanischer und kanadischer Spezialisten in einem dreistufigen Prozess. Aus den eingangs mehr als 200 Vorschlägen wurden nach und nach fünf Empfehlungen destilliert, die sich allesamt mit diagnostischen Maßnahmen beschäftigen, die bei pädiatrischen Notfallpatienten besser zu unterbleiben haben – weil sie unnötig sind, nichts nützen, Kosten verursachen und womöglich sogar schaden. Die Ratschläge im Einzelnen: 1. Keine routinemäßigen Röntgenaufnahmen des Thorax bei Kindern mit unkompliziertem Asthma, Bronchiolitis, Krupp oder erstmaligem Giemen (Wheezing). In der Begründung dazu heißt es, solche Röntgenaufnahmen erbrächten selten wichtige Befunde, setzten die Kinder Strahlung aus, erhöhten die Kosten und verlängerten den Aufenthalt in der Nothilfe. Anamnese und körperliche Untersuchung reichten für eine exakte Diagnose aus, ernstere pathologische Prozesse ließen sich damit ausschließen. 2. Keine Screening-Labortests in der medizinischen Abklärung pädiatrischer Patienten, die in die Psychiatrie aufgenommen werden müssen, sofern dafür keine klinische Indikation besteht. Die Inzidenz mentaler Gesundheitsprobleme von Kindern hat in den vergangenen 20 Jahren zugenommen. Bei den meisten Betroffenen haben die Beschwerden keine medizinische Ursache. Jeder diagnostische Test muss auf genauer Anamnese und körperlicher Untersuchung beruhen, allgemein angeordnete Routinetests sollten unterlassen werden. 3. Keine Labortests und keine kraniale Computertomografie für Kinder mit unprovoziertem generalisiertem Krampfanfall oder einem einfachen Fieberkrampf, die sich wieder im mentalen Ausgangsstatus befinden. In solchen Fällen verändern Bluttests und CT-Scans nur selten die akute Versorgung der Patienten. Eine CT ist womöglich angezeigt, wenn es sich um fokale Krampfanfälle handelt, neue fokale neurologische Befunde auftreten oder die medizinische Vorgeschichte ein hohes Risiko signalisiert (etwa aufgrund eines Neoplasmas oder Zerebralinsultes, einer Koagulopathie, einer Sichelzellkrankheit oder des Alters). 4. Keine Röntgenaufnahmen des Abdomens bei Verdacht auf Obstipation. Funktionelle Verstopfung und unspezifische, generalisierte Bauchschmerzen sind häufige Beschwerden von Kindern in der Notfallambulanz. Die röntgenologische Bildgebung ist nicht standardisiert, Spezifität und Sensitivität in der Obstipationsdiagnostik sind gering. Es besteht eine Assoziation mit Fehldiagnosen. Die Obstipationsdiagnose wird klinisch gestellt und beruht auf Anamnese und körperlicher Untersuchung, gegebenenfalls ergänzt um eine digitale rektale Palpation. 5. Keine umfassenden Tests auf Viren von Patienten mit Verdacht auf eine respiratorische Viruserkrankung. Viruserkrankungen werden klinisch diagnostiziert, bestätigende Tests sind üblicherweise nicht erforderlich. Es fehlen zudem Belege dafür, dass die Resultate umfassender Viruspanels die klinischen Ergebnisse und die Therapie beeinflussen, speziell in der Notfallambulanz. Solche Paneltests können bei Risikopatienten (etwa im Fall von Immunschwäche) oder in Situationen erwogen werden, in denen ein direkter Einfluss auf die Therapieentscheidungen gegeben ist, etwa mit Blick auf die Gabe von Medikamenten, die Anordnung weiterer Tests oder die stationäre Aufnahme.

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