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Open AccessFreier Beitrag

Die Rolle elterlicher Kommunikation in Konfliktsituationen für das Erziehungsverhalten und das psychische Wohlbefinden von Jugendlichen

Ergebnisse einer Längsschnittstudie

Published Online:https://doi.org/10.1026/0942-5403/a000378

Abstract

Zusammenfassung:Theoretischer Hintergrund: Elterliche Konflikte stehen in Zusammenhang zur kindlichen psychischen Gesundheit. Fragestellung: Untersucht wird, ob mütterlichem und väterlichem Erziehungsverhalten eine Mediatorrolle in dieser Beziehung zukommt. Methode: Die Stichprobe besteht aus 179 Zwei-Eltern-Familien. Im Längsschnitt werden über einen Zeitraum von 10 Jahren vom Kindergarten- bis zum Jugendalter mehrere Strukturgleichungsmodelle berechnet. Ergebnisse: Destruktive Kommunikation sagte vermehrt negatives Erziehungsverhalten voraus. Mütter zeigten in Folge konstruktiver Kommunikation weniger negatives Erziehungsverhalten. In den Mütter-Modellen ohne das Erziehungsverhalten hatte konstruktive Kommunikation einen direkten Effekt auf internalisierende Auffälligkeiten sowie destruktive Kommunikation auf externalisierende Auffälligkeiten der Jugendlichen. Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse sprechen gegen eine Mediation und verdeutlichen die Wichtigkeit getrennter Analysen für Mütter und Väter.

The Role of Interparental Communication for Parenting and Adolescent Mental Well-Being in Conflict Situations. A Mediator Analysis

Abstract:Theoretical background: Parental conflicts are related to children’s mental health. So far, it is unknown whether this relationship is direct or mediated by parenting behavior. Most studies have focused only on destructive parental conflict and did not include constructive parental conflict. A distinction between destructive and constructive parental conflicts is important as they affect children differently. Few studies have included both positive and negative parenting behavior and distinguished between maternal and paternal parenting. Objective: The study examines whether maternal and paternal positive and negative parenting behavior mediates the relationship of parental communication in conflict situations and affect child mental health (internalizing, externalizing, and prosocial behavior). The study distinguished between destructive and constructive parental communication in conflict situations. Methods: The sample consists of 179 two-parent families who were part of the longitudinally designed project Future Family (Zukunft Familie), which started when the children were on average 4.5 years old. At the 10-year follow-up, the children were on average 14.3 years old. Questionnaires were used to measure parental communication in conflict situations, parenting and youth internalizing, externalizing, and prosocial behavior. We calculated several structural equation models. Mediation models were constructed separately for constructive and destructive communication and separately for mothers and fathers. Results: Maternal and paternal destructive communication predicted more negative parenting behavior of both parents. Maternal constructive communication predicted less maternal negative parenting behavior. In comparison to that, paternal constructive communication did not predict less paternal negative parenting. Positive maternal and parental parenting was neither predictive of destructive communication nor of constructive communication. Maternal negative parenting was associated with less youth prosocial behavior, which was not the case for paternal negative parenting. Maternal and paternal positive parenting practice was related to more youth prosocial behavior. Positive paternal parenting behavior predicted lower levels of youth internalizing problems. Youth mental problems were not predicted by maternal parenting. There were significant direct effects of maternal constructive communication on youth internalizing problems and of destructive maternal communication on youth externalizing problems in the models without parenting. Discussion and Conclusion: The present results do not suggest that the relationship between parental communication in conflict situations and children’s mental health is mediated by parenting. Separate analyses for mothers and fathers are important. More prevention and intervention programs should be offered which thematically refer not only to parenting behavior, but also to family interaction processes.

Konfliktsituationen zwischen Eltern, die in den meisten Familien allgegenwärtig sind (in bis zu 40 % der Familien in Abhängigkeit von der Art des Konflikts), stehen in Zusammenhang zu kindlichen psychischen Auffälligkeiten (z. B. Buehler et al., 1997). Kindliche Reaktionen auf elterliche Konflikte hängen weniger davon ab, dass Eltern streiten, sondern vielmehr davon, wie Konflikte ausgetragen werden und welche Implikationen dies für sie selbst und die Familienstabilität hat. Je nachdem, ob Kinder sich durch elterliche Konflikte in ihrem Gefühl der emotionalen Sicherheit bedroht fühlen oder nicht, handelt es sich um destruktive oder konstruktive Konflikte (Cummings & Davies, 2010).

Kennzeichen destruktiver Konflikte sind u. a. Drohungen sowie verbale und körperliche Aggressionen (Barthassat, 2014; McCoy, Cummings & Davies, 2009). In Folge elterlicher destruktiver Konflikte weisen Kinder häufig ein erhöhtes emotionales Arousal auf, welches mit einer eingeschränkten Emotions- und Verhaltensregulierung einhergeht (Cummings & Davies, 2010). Um ihr Gefühl der emotionalen Unsicherheit zu reduzieren und den elterlichen Konflikt zu unterbrechen, zeigen Kinder u. a. problematische Verhaltensweisen (Cummings & Davies, 2010). Destruktive Konflikte stehen in Zusammenhang mit kindlichen psychischen Problemen (z. B. Buehler et al. 1997; Harold & Sellers, 2018) und vermehrt aggressivem Verhalten (Cummings, Goeke-Morey & Papp, 2004).

Kennzeichen konstruktiver Konflikte sind u. a. Zuwendung und gegenseitige Unterstützung (McCoy et al., 2009), welche die kindliche emotionale Sicherheit weniger stark gefährden und mit weniger negativen kindlichen Emotionen einhergehen (Cummings & Davies, 2010). Elterlicher konstruktiver Konflikt geht mit weniger kindlichem aggressiven Verhalten (Cummings & Davies, 2010) sowie weniger psychischen Problemen (Davies, Martin & Cicchetti, 2012) einher. Zemp, Merrilees & Bodenmann (2014) zeigten, dass konstruktive Kommunikation der Eltern in Konfliktsituationen zudem positiv mit kindlichem prosozialem Verhalten korreliert.

Stand der Forschung

Verschiedene Theorien können zur Erklärung der Zusammenhänge elterlicher Konflikte und kindlicher psychischer Gesundheit herangezogen werden. Die soziale Lerntheorie postuliert direkte Effekte elterlicher Konflikte auf kindliche Anpassungsprozesse. Je nach Art der elterlichen Konfliktaustragung können Kinder über Modelllernen sowohl funktionale als auch dysfunktionale Verhaltensweisen für eigene Interaktionen erlernen (Cummings & Davies, 2010).

Die parenting-as-mediator Hypothese (Gonzales, Pitts, Hill & Roosa, 2000) nimmt indirekte Effekte elterlicher Konflikte auf die Kinder über verändertes Erziehungsverhalten im Zuge der Konflikte an. Grundlage für ein verändertes Erziehungsverhalten in Folge partnerschaftlicher Konflikte bildet die Spillover Theorie (Engfer, 1988). Laut dieser können die in der Paarbeziehung erlebten Emotionen in die Eltern-Kind-Beziehung übertragen werden, was sich u. a. im Erziehungsverhalten widerspiegelt. Die in konstruktiven Konflikten gezeigte gegenseitige Unterstützung und positiven Gefühle könnten laut der Spillover-Theorie zu positivem und weniger negativem Erziehungsverhalten führen. Erleben Eltern bei destruktiven Konflikten negative Emotionen, kann sich diese Negativität wiederum in die Eltern-Kind-Beziehung übertragen und zu vermehrt negativem Erziehungsverhalten führen (Coln, Jordan & Mercer, 2013). Gemäß der parenting-as-mediator Hypothese sollten destruktive Konflikte über vermehrtes negatives Erziehungsverhalten mit höheren Ausprägungen kindlicher psychischer Probleme in Verbindung stehen. Konstruktive Konflikte über positives Erziehungsverhalten hingegen mit weniger kindlichen psychischen Problemen einhergehen.

Studien, die Zusammenhänge feindseliger Konflikte und Erziehungsverhaltensweisen untersuchten, kommen mehrheitlich zur Schlussfolgerung, dass destruktiver Konflikt mit dysfunktionalem Erziehungsverhalten der Eltern einhergeht (Krishnakumar & Buehler, 2000). Konstruktiver Konflikt wird in Zusammenhang zu vermehrt warmem (McCoy et al., 2009) und weniger negativem Erziehungsverhalten (Coln et al., 2013; Warmuth, Cummings & Davies, 2020) gebracht.

Studienergebnisse zur parenting-as-mediator Hypothese sind heterogen und schlossen überwiegend nur destruktive Konflikte ein. Während manche Studien keine Mediation der Beziehung elterlicher Konflikte und kindlicher psychischer Gesundheit fanden (Frosch & Mangelsdorf, 2001), zeigten sich in anderen Studien vollständige (Cui & Conger, 2008; Gonzales et al., 2000; Kaczynski, Lindahl, Malik & Laurenceau, 2006) oder partielle Mediationseffekte (Benson, Buehler & Gerard, 2008; Erath & Biermann, 2006).

Studien, die zwischen destruktiven und konstruktiven Konflikten sowie mütterlichem und väterlichem Erziehungsverhalten unterschieden, zeigten einerseits direkte Effekte zwischen den beiden Konfliktarten und kindlicher Psychopathologie ohne Zusammenhänge zum Erziehungsverhalten (Coln et al. 2013), anderseits indirekte Effekte über mütterliches negatives Erziehungsverhalten auf internalisierende und externalisierende Auffälligkeiten der Kinder, aber nicht über väterliches negatives Erziehungsverhalten (Warmuth et al., 2020). Bei den Ergebnissen dieser beiden Studien ist einschränkend zu beachten, dass sowohl in der Studie von Coln et al. (2013) als auch in der von Warmuth et al. (2020) Kinder im Grundschulalter untersucht wurden (6 bis 12 Jahre bzw. 6 bis 9 Jahre). Bei der Studie von Coln et al. (2013) handelt es sich um eine Querschnittsstudie, bei der von Warmuth et al. (2020) um eine 3-Jahres Längsschnittstudie. Die Stichprobengrößen betragen N=121 bzw. N=235.

Fragestellung und Hypothesen

In dieser Studie werden Zusammenhänge zwischen elterlicher Kommunikation in Konfliktsituationen, dem Erziehungsverhalten und internalisierenden und externalisierenden Auffälligkeiten sowie prosozialem Verhalten von Jugendlichen im Längsschnitt über einen Zeitraum von 10 Jahren vom Kindergarten- bis zum Jugendalter untersucht. Dabei wird zum einen zwischen konstruktiven und destruktiven elterlichen Konflikten, zum anderen zwischen positivem und negativem Erziehungsverhalten jeweils für Mütter und Väter unterschieden. Für die Beantwortung einer möglichen Mediatorrolle des Erziehungsverhaltens in der Beziehung elterlicher Konflikte und den Kriteriumsvariablen (internalisierende, externalisierende Auffälligkeiten, prosoziales Verhalten) wird zunächst untersucht, wie elterliche Kommunikation mit dem Erziehungsverhalten in Verbindung steht.

Es wird angenommen, dass konstruktive Kommunikation höhere Ausprägungen (H1.1) und destruktive niedrigere Ausprägungen positiven Erziehungsverhaltens (H1.2) vorhersagt. Dagegen sollte konstruktive Kommunikation niedrigere (H2.1) und destruktive Kommunikation höhere Ausprägungen negativen Erziehungsverhaltens (H2.2) vorhersagen.

Anschließend wird der längsschnittliche Zusammenhang zwischen dem Erziehungsverhalten und der Anpassung im Jugendalter (internalisierende, externalisierende Auffälligkeiten, prosoziales Verhalten) untersucht. Annahme ist, dass positives Erziehungsverhalten weniger psychische Probleme (H3.1) und höhere Ausprägungen prosozialen Verhaltens (H3.3) vorhersagt, während höhere Ausprägungen psychischer Auffälligkeiten (H3.2) und niedrigere Ausprägungen prosozialen Verhaltens (H3.4) in Folge negativen Erziehungsverhaltens postuliert werden.

Schließlich wird der Frage nachgegangen, ob das Erziehungsverhalten die Beziehung zwischen elterlicher Kommunikation in Konfliktsituationen und psychischen Auffälligkeiten sowie prosozialem Verhalten mediiert. Angenommen wird, dass konstruktive Kommunikation über das Erziehungsverhalten (mehr positives und weniger negatives Erziehungsverhalten) in Verbindung mit niedrigeren Ausprägungen internalisierender und externalisierender Auffälligkeiten (H4.1) und höheren Ausprägungen prosozialen Verhaltens steht (H5.1). Destruktive Kommunikation steht über das Erziehungsverhalten (mehr negatives und weniger positives Erziehungsverhalten) in Verbindung mit höheren Ausprägungen internalisierender und externalisierender Auffälligkeiten (H4.2) und mit niedrigeren Ausprägungen prosozialen Verhaltens (H5.2). Direkte Effekte der elterlichen Kommunikation auf die psychische Gesundheit der Jugendlichen werden in keinem Fall angenommen.

Diese Hypothesen werden jeweils für Mütter und Väter in getrennten Modellen untersucht. Aufgrund der ganz wenigen Befunde zu Müttern und Vätern und den uneinheitlichen Ergebnissen ist es nicht möglich, hier spezifische Hypothesen zu formulieren. Eine graphische Veranschaulichung der Hypothesen ist im Elektronischen Supplement (ESM) zu finden (Abbildung E1 und E2, ESM 3. Abbildungen).

Mit dieser Studie wird der Versuch unternommen, einige Lücken der bisherigen Forschung zu schließen und einigen methodischen Schwächen zu begegnen. Während vergangene Studien häufig nur den Umgang mit destruktiven Konflikten untersuchten, wird in der vorliegenden Studie der Fokus auf konstruktive Kommunikation erweitert. Nur wenige Studien unterscheiden zwischen Angaben von Mutter und Vater, sodass die getrennte Analyse für Mutter und Vater eine weitere Stärke dieser Studie darstellt. Zusätzlich wird zwischen positivem und negativem Erziehungsverhalten unterschieden und neben jugendlichen psychischen Auffälligkeiten auch prosoziales Verhalten in die Analyse eingeschlossen. In der bisherigen Forschung dominieren Querschnittsstudien, und wenn Längsschnittstudien durchgeführt wurden, umfassen sie nur einen kurzen Zeitraum. Eine weitere Forschungslücke bezieht sich auf das Alter der untersuchten Kinder, die meist im Kindergarten- oder Grundschulalter waren. In der aktuellen Studie wird dem nachgekommen, da Kinder im Jugendalter untersucht werden. Mit einem längsschnittlichen Studiendesign von 10 Jahren wird eine Konstrukterhebung mittels zweier bzw. dreier Messzeitpunkten möglich. Dies ermöglicht eine stabilere Einschätzung über die Zeit und somit eine effektivere Analyse potentieller Mediatoreffekte.

Methoden

Die Erhebungen erfolgten im Rahmen der Projekte Zukunft Familie I (ZF I) und Zukunft Familie III (ZF III) (Hahlweg & Schulz, 2018). Es handelt es sich um eine randomisierte Kontrollgruppenstudie, deren primäres Ziel die Überprüfung der Wirksamkeit des Elterntrainings Positive Parenting Program (Triple P; Sanders, 2012) im Längsschnitt war. Es wurde das Kind in der Studie einbezogen, das sich in der Kita befand; Geschwisterkinder wurden nicht untersucht.

Stichprobenrekrutierung und -beschreibung

An der Studie ZF I nahmen N=280 Familien teil, die aus 17 zufällig ausgewählten Kitas in Braunschweig im Jahre 2001/02 rekrutiert wurden. Die Datenerhebung erfolgte zu sechs Messzeitpunkten: Prä, Follow-Up nach 1, 2, 3, 4 und 10 Jahren. Zu Prä waren die Kinder im Durchschnitt 4.5 Jahre alt (SD=1.0). An der Follow-Up Erhebung der ZF III Studie 10 Jahre später (FU10) nahmen N=246 Familien teil (Ausschöpfungsrate 89 %). In diese Studie werden nur die Zwei-Eltern-Familien einbezogen, bei denen über den 10-jährigen Untersuchungszeitraum keine Trennung vorlag, um Einflüsse spezifischer Trennungskonflikte zu vermeiden (N=179). Stichprobencharakteristika: Alter der Jugendlichen zu FU10: 13.3 Jahre (SD=1.1); Geschlecht: 44 % Mädchen; Schulbildung der Eltern: ohne Abschluss/Hauptschulabschluss: Mütter: 6 %/Väter: 13 %, mittlere Reife: 33 %/20 %, Abitur: 61 %/66 %; Schulbesuch des Jugendlichen, Gymnasium: 57 %.

Messinstrumente zur Bildung der latenten Konstrukte

Die nachfolgend beschriebenen Fragebögen zur Erfassung der elterlichen Kommunikation und zum Erziehungsverhalten wurden sowohl von der Mutter als auch vom Vater ausgefüllt, die zur Erfassung der psychischen Auffälligkeiten und des prosozialen Verhaltens des Jugendlichen von beiden Elternteilen und dem Jugendlichen selbst.

Die elterliche Kommunikation in Konfliktsituationen wird mit sieben Items des Fragebogens zur Erfassung partnerschaftlicher Kommunikationsmuster (FPK; Kröger, Hahlweg, Braukhaus, Fehm-Wolfsdorf & Groth, 2000) erfasst, der aus insgesamt 25 Items besteht. Zur Bildung der latenten Variablen konstruktive Kommunikation fließen die Antworten der Items „über Probleme diskutieren“, „Gefühle mitteilen“ und „Lösungsmöglichkeiten und Kompromisse vorschlagen“ ein. Diese drei Indikatoren berechnen sich aus dem Mittelwert der Angaben zu Prä und FU1 (zur Erhöhung der Stabilität wurden zwei Zeitpunkte berücksichtigt). Hohe Werte sprechen für konstruktive Kommunikation. Analog dazu werden die Angaben der Items „sich gegenseitig Vorwürfe machen, anklagen und kritisieren“, „mit negativen Konsequenzen drohen“, „Beschimpfen und Abwerten des Mannes“ und „Beschimpfen und Abwerten der Frau“ für die Zeitpunkte Prä und FU1 zur Bildung der latenten Variablen destruktive Kommunikation herangezogen. Hohe Werte bedeuten destruktive Kommunikation.

Positives Erziehungsverhalten wird durch den Fragebogen zum positiven Erziehungsverhalten (FZEV; Job, Kliem, Hahlweg, Döpfner & Heinrichs, 2013) erfasst, welcher förderndes Erziehungsverhalten der letzten zwei Monate erfragt. Der Fragebogen besteht aus sieben Items. Ein hoher Gesamtwert spricht für positives Erziehungsverhalten. Zur Bildung der latenten Variablen positives Erziehungsverhalten fließen die Gesamtwerte der Zeitpunkte FU2, FU3 und FU4 ein (zur Erhöhung der Stabilität).

Die latente Variable negatives Erziehungsverhalten setzt sich aus den Gesamtwerten des Erziehungsfragebogens (EFB; Naumann et al., 2010) der Zeitpunkte FU2, FU3 und FU4 zusammen (zur Erhöhung der Stabilität). Der EFB erfasst elterliches Erziehungsverhalten der letzten zwei Monate bei problematischem Verhalten des Kindes. Die insgesamt 35 Items lassen sich den Skalen Nachsichtigkeit, Überreagieren und Weitschweifigkeit zuordnen, welche zusammen den Gesamtwert bilden. In die Bildung der latenten Variablen fließt nur der Gesamtwert ein, wobei hohe Werte für dysfunktionales Erziehungsverhalten sprechen.

Um Unterschiede zwischen Müttern und Vätern untersuchen zu können, werden die jeweiligen latenten Konstrukte der elterlichen Kommunikation und des Erziehungsverhaltens für Mütter und Väter getrennt aufgestellt.

Die psychischen Auffälligkeiten der Jugendlichen werden zu FU10 jeweils von Mutter und Vater und dem Jugendlichen selbst beurteilt. Die Einschätzungen der Eltern erfolgen mit der deutschen Version der amerikanischen Child Behavior Checklist (CBCL 4 – 18; Arbeitsgruppe Deutsche Child Behavior Checklist, 1998a). Die Selbsteinschätzung der Jugendlichen erfolgt mittels der deutschen Version des Youth Self-Reports (YSR 11 – 18; Arbeitsgruppe Deutsche Child Behavior Checklist, 1998b). Ausgewertet werden jeweils die übergeordneten Skalen internalisierende und externalisierende Auffälligkeiten. Die latenten Variablen internalisierende und externalisierende Auffälligkeiten setzen sich aus den Angaben der Mütter, Väter und Jugendlichen zu FU10 zusammen. Je höher die Gesamtwerte, desto mehr Auffälligkeiten liegen vor.

Prosoziales Verhalten wird mittels der gleichnamigen Skala der deutschen Version des Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ-Deu; Klasen, Woerner, Rothenberger & Goodman, 2003) erfasst. Die Skala enthält fünf Items. Die Einschätzungen der Mütter, Väter und Jugendlichen zu FU10 werden für die Bildung der latenten Variablen prosoziales Verhalten herangezogen. Hohe Werte sprechen für prosoziales Verhalten.

Statistische Analyse

Die statistische Auswertung der Strukturgleichungsmodelle erfolgt mit dem Programm Mplus Version 1.3.1. Angaben zu den Beurteilungskriterien der Modellgüte der Strukturgleichungsmodelle, zu den Voraussetzungen sowie dem Umgang mit fehlenden Werten sind dem ESM zu entnehmen (ESM 1. Statistische Analyse).

Zur Hypothesentestung wurden zuerst für die latenten Variablen – konstruktive und destruktive Kommunikation, positives und negatives Erziehungsverhalten sowie die psychischen Auffälligkeiten der Jugendlichen – Messmodelle aufgestellt und mittels konfirmatorischer Faktorenanalysen hinsichtlich ihrer Modellgüte überprüft. Die faktorenanalytisch geprüften latenten Variablen wurden zur Berechnung der Strukturgleichungsmodelle herangezogen. Zur Beantwortung der ersten beiden Fragen, wie elterliche Kommunikation das Erziehungsverhalten beeinflusst (H1.1- H2.2) wurden insgesamt vier Strukturgleichungsmodelle getrennt für Mütter und Väter aufgestellt: zwei Strukturgleichungsmodelle für die Vorhersage positiven und negativen Erziehungsverhaltens durch konstruktive Kommunikation, sowie zwei weitere zur Vorhersage positiven und negativen Erziehungsverhaltens durch destruktive Kommunikation. Für die dritte Fragestellung der Zusammenhänge wurden ebenfalls insgesamt vier Strukturgleichungsmodelle aufgestellt: Internalisierende und externalisierende Auffälligkeiten sowie prosoziales Verhalten werden in diesen Modellen anhand der Prädiktoren negatives Erziehungsverhalten und positives Erziehungsverhalten getrennt für Mütter und Väter vorhergesagt. Für die vierte Frage, ob elterlichem Erziehungsverhalten eine Mediatorrolle in der Beziehung elterlicher Kommunikation und psychischer Gesundheit der Jugendlichen zukommt, wurden jeweils für konstruktive und destruktive Kommunikation Strukturgleichungsmodelle aufgestellt. Dabei werden in Mplus sowohl direkte Effekte ohne den Einschluss der Mediatorvariablen als auch Mediatoreffekte berechnet. Analog zur vorherigen Vorgehensweise wurden die Strukturgleichungsmodelle getrennt für Mütter und Väter aufgestellt.

Ergebnisse

Messmodelle der latenten Variablen

Die Ergebnisse zu den Messmodellen der latenten Variablen einschließlich der graphischen Veranschaulichungen sind dem ESM zu entnehmen (ESM 2. Messmodelle der latenten Variablen). Die Modellfits sind mit Ausnahme des Modells für die mütterliche destruktive Kommunikation als sehr gut zu bewerten.

Zusammenhänge elterliche Kommunikation und Erziehungsverhalten

Die Ergebnisse der vier Strukturgleichungsmodelle sind der Tabelle 1 sowie der Abbildung E3 zu entnehmen (ESM 3. Abbildungen).

Tabelle 1 Ergebnisse zur Vorhersage des Erziehungsverhaltens durch elterliche Kommunikation

Hypothesen 1.1/1.2. Die Annahme, dass konstruktive Kommunikation mit höheren Ausprägungen positiven Erziehungsverhaltens (H1.1) und destruktive Kommunikation mit niedrigeren Ausprägungen positiven Erziehungsverhaltens einhergeht (H1.2), konnte weder für die mütterliche noch für die väterliche Kommunikation bestätigt werden. Sämtliche Pfade sind nicht signifikant.

Hypothese 2.1. Hypothetisiert wurde, dass konstruktive Kommunikation mit niedrigeren Ausprägungen negativen Erziehungsverhaltens einhergeht. Während sich für mütterliche konstruktive Kommunikation signifikante direkte Effekte auf negatives Erziehungsverhalten zeigten (β‍=‍-‍.‍23, p=.02), war dies für väterliche konstruktive Kommunikation nicht der Fall. Somit konnte diese Hypothese nur für Mütter bestätigt werden.

Hypothese 2.2. Die Hypothese, dass destruktive Kommunikation mit höheren Ausprägungen negativen Erziehungsverhaltens einhergeht, wird von den Ergebnissen gestützt. Sowohl mütterliche (β=.32, p<.001) als auch väterliche (β=.24, p=.02) destruktive Kommunikation ging mit höheren Ausprägungen negativen Erziehungsverhaltens der Mütter und Väter einher.

Zusammenhänge Erziehungsverhalten und jugendlicher psychischer Gesundheit

Die Ergebnisse für die Vorhersage jugendlicher psychischer Auffälligkeiten und prosozialen Verhaltens durch das Erziehungsverhalten sind in Tabelle 2 dargestellt sowie in Abbildung E4 graphisch veranschaulicht (ESM 3. Abbildungen).

Tabelle 2 Ergebnisse zur Vorhersage kindlicher psychischer Auffälligkeiten/prosoziales Verhalten durch das Erziehungsverhalten

Hypothesen 3.1/3.3. Entgegen der Hypothese, ging mütterliches positives Erziehungsverhalten nicht signifikant mit niedrigeren Ausprägungen internalisierender und externalisierender Auffälligkeiten einher. Väterliches positives Erziehungsverhalten erwies sich als signifikanter Prädiktor internalisierender Auffälligkeiten (β=-.32, p=.004). Prosoziales Verhalten wurde sowohl durch mütterliches (β=.29, p=.04), als auch durch väterliches (β=.30, p=.02) positives Erziehungsverhalten vorhergesagt.

Hypothesen 3.2/3.4. Im Einklang mit der Hypothese erwies sich mütterliches negatives Erziehungsverhalten als signifikanter Prädiktor niedrigerer Ausprägungen prosozialen Verhaltens (β=-.27, p=.01). Väterliches negatives Erziehungsverhalten sagte hingegen nicht signifikant niedrigere Ausprägungen prosozialen Verhaltens vorher.

Zusammenhänge elterlicher Kommunikation in Konfliktsituationen und jugendlicher psychischer Gesundheit über das Erziehungsverhalten

Die Ergebnisse der Mediatoranalysen sind den Abbildungen 1 und 2 sowie den Tabellen E1 bis E4 zu entnehmen (ESM 4. Tabellen).

Hypothese 4.1/5.1: Mütterliche konstruktive Kommunikation sagte im Modell ohne Mediatorvariablen signifikant internalisierende Auffälligkeiten der Jugendlichen vorher (β=-.21, p=.04). Dieser Effekt war im vollständigen Mediatormodell nicht mehr signifikant (β=-.16, p=.17). Nach Aufnahme der Mediatorvariablen in das Modell, sagte mütterliche konstruktive Kommunikation signifikant weniger negatives Erziehungsverhalten vorher (β‍=‍-‍.‍25, p=.02). Mütterliches Erziehungsverhalten stand nicht signifikant zu psychischen Ausfälligkeiten und prosozialem Verhalten in Beziehung, so dass die Mediatorhypothese nicht von den Ergebnissen gestützt wird.

Für väterliche konstruktive Kommunikation zeigten sich im Modell ohne Erziehungsverhalten keine signifikanten Pfade konstruktiver Kommunikation auf die psychische Gesundheit der Jugendlichen. Im vollständigen Mediatormodell stellte sich väterliche konstruktive Kommunikation nicht als signifikanter Prädiktor des Erziehungsverhaltens heraus. Positives Erziehungsverhalten sagte signifikant weniger internalisierende Auffälligkeiten (β‍=‍-‍.‍29, p=.02) und höhere Ausprägungen prosozialen Verhaltens (β=.27, p=.048) vorher. Nach Hinzunahme der Mediatorvariablen ergaben sich keine signifikanten Beziehungen zwischen väterlicher konstruktiver Kommunikation und den psychischen Auffälligkeiten und prosozialem Verhalten über das Erziehungsverhalten, sodass die Ergebnisse nicht für die postulierte Mediationshypothese sprechen.

Abbildung 1 Anmerkungen: Gestrichelte Linien entsprechen nichtsignifikanten Pfaden, durchgezogene Linien entsprechen signifikanten Pfaden. Angabe standardisierter Regressionskoeffizienten (β), *p<.05, **p<.01, ***p<.001. Abbildung 1. Ergebnisse der Mediatormodelle konstruktiver Kommunikation jeweils für Mütter und Väter.
Abbildung 2 Anmerkungen: Gestrichelte Linien entsprechen nichtsignifikanten Pfaden, durchgezogene Linien entsprechen signifikanten Pfaden. Angabe standardisierter Regressionskoeffizienten (β), *p<.05, **p<.01, ***p<.001. Abbildung 2. Ergebnisse der Mediatormodelle destruktiver Kommunikation jeweils für Mütter und Väter.

Hypothese 4.2/5.2: Ohne Einbezug des Erziehungsverhalten zeigte sich ein totaler Effekt mütterlicher destruktiver Kommunikation auf externalisierende Auffälligkeiten der Jugendlichen (β=.21, p=.02). Nach Hinzunahme der Mediatorvariablen in das Modell, sagte mütterliche destruktive Kommunikation negatives Erziehungsverhalten signifikant vorher (β=.33, p<.001). Die Mediatorvariablen standen nicht signifikant in Beziehung zu den Kriteriumsvariablen. Im vollständigen Mediatormodell war der Effekt mütterlicher destruktiver Kommunikation auf externalisierende Auffälligkeiten nicht weiter signifikant (β=.17, p=.08). Dies ist jedoch nicht auf eine Mediation durch das Erziehungsverhalten zurückzuführen, da externalisierende Auffälligkeiten nicht durch mütterliches Erziehungsverhalten vorhergesagt wurden.

Väterliche destruktive Kommunikation stand im Modell ohne Mediatorvariablen nicht signifikant in Beziehung zur psychischen Gesundheit der Jugendlichen. Nach Hinzunahme positiven und negativen Erziehungsverhaltens in das Modell sagte väterliche destruktive Kommunikation negatives Erziehungsverhalten signifikant vorher (β=.25, p=.01). Dieses erwies sich jedoch nicht als signifikanter Prädiktor kindlicher psychischer Gesundheit. Positives Erziehungsverhalten sagte signifikant niedrigere Ausprägungen internalisierender jugendlicher Auffälligkeiten (β=-.31, p=.01) sowie höhere Ausprägungen prosozialen Verhaltens (β=.29, p=.04) vorher.

Die Mediationshypothesen werden weder für mütterliches noch für väterliches Erziehungsverhalten in der Beziehung destruktiver Kommunikation und kindlicher psychischer Gesundheit gestützt.

Diskussion

Ziel dieser Studie war es, die Zusammenhänge zwischen elterlicher Kommunikation in Konfliktsituationen, dem Erziehungsverhalten und kindlicher psychischer Gesundheit näher zu untersuchen. Dabei wurde sowohl für die elterliche Kommunikation als auch für das Erziehungsverhalten zwischen Angaben der Mütter und Väter unterschieden.

Mütterliche und väterliche destruktive Kommunikation sagten höhere Ausprägungen negativen Erziehungsverhaltens vorher. Dies steht im Einklang mit anderen Studienergebnissen, die ebenfalls zwischen destruktiven und konstruktiven Konflikten unterschieden (Coln et al., 2013; Warmuth et al., 2020). Unterschiede zwischen Müttern und Vätern zeigten sich für konstruktive Kommunikation, da nur mütterliche konstruktive Kommunikation in Verbindung mit weniger negativem Erziehungsverhalten stand. Möglicherweise fällt es Müttern leichter, konstruktive Konflikte als förderlich für die Paarbeziehung wahrzunehmen, wodurch sie über mehr emotionale Ressourcen verfügen, die sich im weniger negativen Erziehungsverhalten widerspiegeln. Dies steht im Widerspruch zur Studie von Warmuth et al. (2020), in dem auch väterlicher konstruktiver Konflikt weniger negatives Erziehungsverhalten voraussagte.

In dieser Studie wurde positives Erziehungsverhalten weder durch konstruktive noch durch destruktive Kommunikation vorausgesagt. Dieses Ergebnis steht für konstruktive Kommunikation im Einklang mit den Ergebnissen der längsschnittlich angelegten Studie von Kopystynska, Barnett & Curran (2019). In anderen Studien allerdings zeigte sich eine signifikante Beziehung konstruktiver Konflikte und warmem Erziehungsverhalten (McCoy et al., 2009). An dieser Stelle bleibt es fraglich, ob positives Erziehungsverhalten weniger durch familiäre Kommunikation beeinflusst wird und evtl. eher auf Persönlichkeitseigenschaften der Eltern zurückzuführen ist (McCoy et al., 2009) im Vergleich zu negativem Erziehungsverhalten. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass negative Spillover-Effekte robuster sind als positive Spillover-Effekte. Dieser negative Spillover-Effekt lässt sich evtl. auch dadurch erklären, dass Kinder sich im Zuge destruktiver Konflikte unangemessenen verhalten und dieses Verhalten zu vermehrtem negativen Erziehungsverhalten führt.

Mütterliches und väterliches Erziehungsverhalten hatten unterschiedliche Effekte auf die kindliche psychische Gesundheit. Im Gegensatz zu den Ergebnissen der Meta-Analysen von Pinquart (2017) sagte negatives Erziehungsverhalten weder vermehrt externalisierende noch internalisierende Auffälligkeiten voraus.

Die Vermutung, dass die Zusammenhänge elterlicher Kommunikation und kindlicher psychischer Gesundheit über das Erziehungsverhalten mediiert werden, zeigte sich nicht. Dieser Widerspruch zur parenting-as-mediator Hypothese (Gonzales et al., 2000) ergab sich auch in anderen Studien, die zwischen konstruktiven und destruktiven elterlichen Konflikten unterschieden: weder positivem Erziehungsverhalten (Frosch & Mangelsdorf, 2001; McCoy et al., 2009) noch negativem Erziehungsverhalten (Coln et al., 2013; Frosch & Mangelsdorf, 2001) kam eine Mediatorrolle zu. In den Mediatormodellen der vorliegenden Studie ergaben sich übereinstimmend mit den Studienergebnissen von Warmuth et al. (2020) keine direkten Effekte der elterlichen Kommunikation auf die kindliche psychische Gesundheit. Dieses Ergebnis steht zumindest für mütterliche destruktive Kommunikation im Widerspruch zu Studienergebnissen von Coln et al. (2013). Ein möglicher Grund für diese unterschiedlichen Ergebnisse könnte zum einen in der in dieser Studie langen Zeitspanne von 10 Jahren zwischen der Erfassung der elterlichen bzw. mütterlichen Kommunikation und der psychischen Gesundheit der Jugendlichen liegen, denn bei der Studie von Warmuth et al. (2020) handelt es sich um eine 3-Jahres-Follow-up-Studie, zum anderen auch in dem deutlichen jüngeren Alter der Kinder. Dieses Ergebnis macht zum einen deutlich, wie wichtig es ist, zwischen kurz- und langfristigen Effekten zu unterscheiden, zum anderen auch, dass die Einflüsse der elterlichen Kommunikation innerhalb verschiedener Altersbereiche sehr unterschiedlich sein können.

Die unterschiedlichen Effekte der mütterlichen Kommunikation auf kindliche psychische Auffälligkeiten (konstruktive Kommunikation sagte niedrigere Ausprägungen internalisierender Auffälligkeiten und destruktive Kommunikation höhere Ausprägungen externalisierender Auffälligkeiten vorher) lassen vermuten, dass destruktive Kommunikation bei Kindern ein stärkeres Bedürfnis zu intervenieren auslöst (Zimet & Jacob, 2001). Zur Unterbrechung der destruktiven Kommunikation der Eltern scheint v. a. externalisierendes Verhalten geeignet, das die Aufmerksamkeit der Eltern auf sich zieht und über negative Verstärkung zur Entwicklung von Verhaltensproblemen beitragen kann (Cummings & Davies, 2002).

Es lässt sich anhand der Ergebnisse festhalten, dass das Austragen elterlicher Konflikte nicht nur negative, sondern auch positive Effekte auf die Kinder hat. Dies zeigte sich für konstruktive Kommunikation beider Eltern in Bezug auf das Erziehungsverhalten und für mütterliche konstruktive Kommunikation in Bezug auf die kindliche psychische Gesundheit.

Limitationen

Die Generalisierbarkeit der Ergebnisse ist aufgrund der Stichprobenbesonderheiten eingeschränkt. Zum einen waren Familien aus den mittleren und oberen Sozialschichten überrepräsentiert. Zum anderen handelt es sich um eine Stichprobe im Kontext einer Interventionsstudie, wobei der Großteil der Familien am Triple P Programm (Sanders, 2012) teilgenommen hat. Es ist durchaus möglich, dass die Ergebnisse in Abhängigkeit der Teilnahme an Triple P unterschiedlich ausfallen. Ebenso könnten andere Einflussfaktoren von Bedeutung sein, z. B. die soziale Schicht oder eine elterliche Psychopathologie oder das Vorhandensein von Geschwistern, die in dieser Studie nicht kontrolliert wurden. Geschwisterkinder wurden in die Erhebungen nicht einbezogen.

Als methodische Schwächen sind die Erhebungen des Erziehungsverhaltens und der elterlichen Kommunikation zu nennen, die ausschließlich auf Selbstberichten der Eltern beruhen. Weiterhin wurde nicht die Perspektive der Kinder auf das Erziehungsverhalten und die elterliche Kommunikation in Konfliktsituationen erhoben. Eine weitere Limitation ist die hohe Anzahl gerader identifizierter Messmodelle zu nennen, wodurch keine informativen globalen Fit-Indices vorliegen.

Schlussfolgerungen

In zukünftigen Studien sollte die kindliche Wahrnehmung des elterlichen Konflikts einbezogen werden. Dies ermöglicht es zum einen, Unterschiede zwischen der elterlichen und kindlichen Wahrnehmung zu untersuchen, zum anderen gezielt Ansatzpunkte für kindzentrierte Interventionen abzuleiten, wenn sich bestimmte kognitive Prozesse im Kontext elterlicher Konflikte als besonders bedeutsam für die Entwicklung psychischer Auffälligkeiten erweisen sollten. Weitgehend unerforscht ist zudem, ob sich unterschiedliche Effekte für Mädchen und Jungen ergeben.

In dieser Studie wurden die elterliche Kommunikation und das Erziehungsverhalten zeitlich vor den jugendlichen Auffälligkeiten gemessen, dennoch ist nicht von einer einfachen Ursache-Wirkung-Beziehung auszugehen. Unberücksichtigt bleibt, inwiefern die Kinder selbst Auswirkungen auf die elterliche Kommunikation und das Erziehungsverhalten haben, sodass bei nachfolgenden Untersuchungen alle Richtungen der Vernetzung in Betracht gezogen werden sollten.

Die vorliegenden Ergebnisse geben Hinweise darauf, dass zumindest mütterliche Kommunikation in Konfliktsituationen in Zusammenhang zur psychischen Gesundheit steht. Da Familienprozesse oft dynamisch verlaufen, sollte zukünftig untersucht werden, welche Rolle Veränderungen der elterlichen Kommunikation für die kindliche psychische Gesundheit spielen.

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