Erschienen in:
01.01.2005 | Kasuistik
Anwendung von niederenergetischem gepulstem Ultraschall bei der Kallusdistraktion am Humerus
Fallbeispiel
verfasst von:
M. Dudda, A. Pommer, G. Muhr, Dr. S. A. Esenwein
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 1/2005
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Zusammenfassung
Durch die Anwendung von niederenergetischem gepulstem Ultraschall konnte sowohl klinisch als auch experimentell eine Beschleunigung der Frakturheilung nachgewiesen werden. Anhand von bisher publizierten tierexperimentellen Ergebnissen geht man außerdem von einer Verbesserung der Regeneratreifung nach Kallusdistraktion durch die Anwendung von niederenergetischem gepulstem Ultraschall aus.
Wir berichten über den Fall einer 18-jährigen Patientin mit einer erworbenen Verkürzung des rechten Oberarms von 10 cm Länge nach abgelaufener Osteitis des Humerus im Säuglingsalter. Die Patientin stellte sich bei bestehendem Operationswunsch zur Durchführung einer Kortikotomie mit Kallusdistraktion am Humerus in unserem Hause vor.
Da aufgrund der publizierten tierexperimentellen Ergebnisse von einer Verbesserung der Regeneratreifung durch die Anwendung von niederenergetischem, gepulstem Ultraschall bei dieser Patientin ausgegangen werden konnte, entschlossen wir uns zur Anwendung dieses Therapieverfahrens. Der rechnerisch ermittelte Distraktions-Konsolidierungs-Index betrug in dem präsentierten Fall 21 Tage/cm und liegt damit deutlich unter dem aus der Literatur bekannten Mittelwert von 30 Tage/cm für Kallusdistraktionen am Humerus. Der ebenfalls rechnerisch ermittelte Verlängerungsindex nach Paley betrug in dem präsentierten Fall 0,7 Monate/cm. Vergleicht man diesen Wert mit den Referenzwerten aus der wissenschaftlichen Literatur, die von 0,87–1,5 Monaten/cm ausgehen, so wird die beschleunigte Regeneratreifung in dem berichteten Fall erkennbar. Die Behandlungsdauer der Patientin konnte somit durch die Ultraschallanwendung im Vergleich zu den bekannten Referenzwerten aus der Literatur deutlich verkürzt werden.
Bei korrekter Indikationsstellung zur Kallusdistraktion ist demnach eine frühzeitige Anwendung von niederenergetischem gepulstem Ultraschall in Erwägung zu ziehen, da sich hierdurch eine Beschleunigung der Kallusreifung mit konsekutiver Verkürzung der Fixateurtragedauer und somit auch eine Verringerung kumulativer Komplikationen, wie z. B. Pininfekte, erzielen ließe. Weitere Studien unserer Arbeitsgruppe zu diesem Themengebiet werden folgen.