Erschienen in:
01.01.2005 | Leitthema: Schilddrüsenkarzinom
Chemotherapie beim Schilddrüsenkarzinom
verfasst von:
Prof. Dr. K. Mann, L. C. Möller, A. Bockisch, B. Quadbeck, K. W. Schmid, O. E. Janssen
Erschienen in:
Die Onkologie
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Ausgabe 1/2005
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Zusammenfassung
Primär schlecht differenzierte oder anaplastische Schilddrüsenkarzinome und Tumoren, die nach leitliniengerechter Operation und Radiojodtherapie einen progredienten Verlauf zeigen, sollten zur Progressionshemmung palliativ chemotherapiert werden. Obwohl keine lebensverlängernde Wirkung belegt ist, sind doch in Einzelfällen eindrucksvolle passagere Remissionen beschrieben worden. Komplette Remissionen finden sich bei differenzierten Karzinomen in 10–20%, Teilremissionen in 30–40%. Empfohlen wird eine Monotherapie mit Doxorubicin 10 mg/m2 wöchentlich, bis zum Progress bis zu einer kumulativen Gesamtdosis von 400 mg/m2. Anaplastische Karzinome sollten bei geeignetem Allgemeinzustand des Patienten primär multimodal mit Operation, adjuvanter Strahlentherapie und einem Antrazyklin (Mitoxantron, Doxorubicin) behandelt werden, um lokale Obstruktionen am Hals zu vermeiden. Medulläre Schilddrüsenkarzinome mit inoperablen Tumoren, diffuser Metastasierung und raschen Kalzitoninverdopplungszeiten unter 1 Jahr haben eine schlechte Prognose und profitieren in ca. 50% von einer Chemotherapie mit Tumorstillstand oder partieller Remission. Bevorzugte Schemata sind eine Monotherapie mit Doxorubicin oder nach Wu (Cyclophosphamid, Vincristin, Dacarbacin). Neue hoffnungsvolle Substanzen sind Taxol und Gemcitabin bei therapieresistenten undifferenzierten, diffus metastasierenden Schilddrüsenkarzinomen. Inwieweit neue Therapieprinzipien wie Antiangionese mit VEGF-Rezeptorantagonisten oder eine Gentherapie erfolgreich sein werden, bleibt zukünftigen Untersuchungen vorbehalten.