Erschienen in:
01.05.2004 | Leitthema
Das Erklärungsmodell-Interview in der Diagnostik von orthopädischen Schmerzpatienten
verfasst von:
Dr. C. Schröter, M. Schiltenwolf, T. Fydrich, P. Henningsen
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 5/2004
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Zusammenfassung
Fragestellung:
In dieser Studie wird untersucht, inwieweit mit dem Erklärungsmodell-Interview (EMIC, Weiss, 1997) Unterschiede zwischen Schmerzpatienten mit somatoformen Störungen und Schmerzpatienten ohne psychische Störung verdeutlichen können. Im Mittelpunkt steht die Bedeutung von psychischer Beschwerdepräsentation, organischer Ursachenüberzeugung und subjektiv erlebter Erschöpfung.
Methoden:
An einer Stichprobe von 87 stationären Patienten der Schmerztherapiestation in der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg wurde das Erklärungsmodell-Interview und das Strukturierte Klinische Interview nach DSM-IV (SKID) durchgeführt. Bei der Auswertung des EMIC wurden interaktionelle Faktoren und die subjektive Bewertung der Patienten verstärkt berücksichtigt.
Ergebnisse:
Patienten mit somatoformen Störungen berichteten besonders auf Nachfrage häufiger von psychischen Symptomen als Patienten ohne psychische Störung. In der Ursachenattribution war die Bedeutung von körperlicher Erschöpfung und Überarbeitung bei den somatisierenden Schmerzpatienten deutlich größer, eine einseitig organische Ursachenvorstellung war jedoch in dieser Patientengruppe nicht häufiger als bei Patienten ohne psychische Störung.
Fazit:
Die meisten Schmerzpatienten mit somatoformen Störungen sprechen über psychische Belastungen, wenn sie danach gefragt werden. Trotz dieses seelischen Leidensdruckes werden die Schmerzbeschwerden von den Patienten mit somatoformer Diagnose überwiegend auf somatische Ursachen zurückgeführt. Die auffällig große Bedeutung von Erschöpfung in der Ursachenzuschreibung von Patienten mit somatoformen Störungen bestätigt klinische Beobachtungen und erfordert weitere Exploration.