Skip to main content
Erschienen in: Der Gynäkologe 9/2015

01.09.2015 | Medizinrecht

Das österreichische Fortpflanzungsmedizingesetz wurde liberalisiert

Eckpunkte des Fortpflanzungsmedizinrechts-Änderungsgesetzes 2015

verfasst von: Prof. Dr. iur. Erwin Bernat

Erschienen in: Die Gynäkologie | Ausgabe 9/2015

Einloggen, um Zugang zu erhalten

Auszug

In Reaktion auf ein Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes aus dem Jahr 2013, durch das es lesbischen Paaren freigestellt worden ist, künstliche Insemination und In-vitro-Fertilisation (IVF) in Anspruch zu nehmen, kam es in Österreich zu einem Paradigmenwechsel im Recht der Fortpflanzungsmedizin. Etliche Verbotsvorschriften, die in der Stammfassung des Fortpflanzungsmedizingesetzes 1992 enthalten waren, wurden durch das Fortpflanzungsmedizinrechts-Änderungsgesetz 2015 aufgehoben. Dieses Gesetz erlaubt die Inanspruchnahme von In-vitro-Fertilisation mit Spendersamen und heterologem Embryotransfer nach Eispende ebenso wie von Präimplantationsdiagnostik. Darüber hinaus führte das Fortpflanzungsmedizinrechts-Änderungsgesetz 2015 zu einer Anpassung sowohl des Abstammungsrechts als auch des Rechts der sozialen Sicherheit an die neuen Erlaubnistatbestände. …
Fußnoten
1
OGH 19.12.2012 – 3 Ob 224/12 f –, RdM 2013, 113 m. Anm. v. Bernat.
 
2
VfGH 10.12.2013 – G 16/2013-16, G 44/2013-44 –, EF-Z 2014, 66 = MedR 2014, 567 m. Problemstellung v. Bernat = RdM 2014, 65 m. Anm. v. Kopetzki.
 
3
BGBl. 1992/275.
 
4
BGBl. I 2015/35.
 
5
EGMR (Große Kammer) 3.11.2011 (Appl. 57.813/2000 – S.H. et al. gegen Österreich), EF-Z 2012, 24 m. Anm. v. Bernat; zu dieser Entscheidung einlässlich Bernat, § 3 des österreichischen Fortpflanzungsmedizingesetzes auf dem Prüfstand des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte. Das Urteil der Großen Kammer in der Rechtssache S.H. et al. gegen Österreich, Der Gynäkologe 45 (2012) 331 ff.
 
6
VfGH 10.12.2013 – G 16/2013-16, G 44/2013-44 –, EF-Z 2014, 66 = MedR 2014, 567 m. Problemstellung v. Bernat = RdM 2014, 65 m. Anm. v. Kopetzki.
 
7
Siehe im Einzelnen §§ 2, 3 FMedG i.d.F. FMedRÄG 2015.
 
8
Die „eingetragene Partnerschaft“, die im „Eingetragene Partnerschaft-Gesetz“ (BGBl. I 2009/135) geregelt ist, ist das Pendant zur deutschen „Eingetragenen Lebenspartnerschaft“.
 
9
§ 8 Abs. 1 FMedG i.d.F. FMedRÄG 2015 i. V. m. § 144 Abs. 2 und 3 ABGB i.d.F. FMedRÄG 2015.
 
10
Von einer sog. „Becherspende“ oder „Heiminsemination“ spricht man, wenn Samenspende und künstliche Insemination im privaten Bereich der Wunschmutter (also nicht in einer gem. §§ 4 f. FMedG zugelassenen Krankenanstalt) stattfinden. In Amerika ist von „turkey baster babies“ die Rede. Dazu aufschlussreich D. Wikler/N.J. Wikler, Turkey baster babies: The demedicalization of artificial insemination, The Milbank Quarterly 69 (1991) 5 ff.; BGH 15.05.2013 – XII ZR 49/11 –, BGHZ 197, 242; Arnold, Zur Bedeutung von Verfassungsrecht und Rechtstheorie im Familienrecht – Die Vaterschaftsanfechtung des nicht anonymen Samenspenders, JR 2015, 235 ff.
 
11
Kritik bei Bernat, Gleichgeschlechtliche Eltern, EF-Z 2015, 60 (61).
 
12
Vgl. weiterführend § 144 Abs. 2 ABGB i.d.F. FMedRÄG 2015.
 
13
§ 144 Abs. 3 ABGB i.d.F. FMedRÄG 2015; vgl. dazu Voithofer/Flatscher-Thöni, Öffnung der Fortpflanzungsmedizin für Frauenelternpaare. Welche gesetzlichen Bestimmungen über Mutter und/oder Vater sind nun auch für Frauenelternpaare anwendbar?, iFamZ 2015, 9.
 
14
Vgl dazu schon EGMR 01.04.2010 (Appl. 57.813/2000 – S.H. et al. gegen Österreich), RdM 2010, 85 m. Anm. v. Bernat sowie zu dieser Entscheidung genauer Bernat, Neue Maßstäbe für die Fortpflanzungsmedizin, Der Gynäkologe 44 (2011) 230 ff.
 
15
Siehe im Einzelnen §§ 2, 3 FMedG i.d.F. FMedRÄG 2015.
 
16
Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt, Reform des Fortpflanzungsmedizinrechts. Stellungnahme (2012) 23 ff.
 
17
§ 3 Abs. 3 FMedG i.d.F. FMedRÄG 2015; massive Kritik an dieser Einschränkung bei Bernat, S.H. et al. gegen Österreich: Ein Schritt vorwärts, ein Schritt zurück, in: Österreichische Juristenkommission (Hrsg.), Gesundheit und Recht – Recht auf Gesundheit (2013) 163 (192 f.) sowie zuletzt bei Wendehorst, Neuerungen im österreichischen Fortpflanzungsmedizinrecht durch das FMedRÄG 2015. Anpassungen an europaweite Entwicklungen, iFamZ 2015, 4 (7).
 
18
§ 2b Abs. 2 FMedG i.d.F. FMedRÄG 2015.
 
19
§ 9 Abs. 1 FMedG i.d.F. BGBl. 1992/275.
 
20
Vgl. nur Bernat, Schutz vor genetischer Diskriminierung und Schutzlosigkeit wegen genetischer Defekte: die Genanalyse am Menschen und das österreichische Recht, Jahrbuch für Recht und Ethik 10 (2002) 183 (208 ff.); Kopetzki, Neues und Altes zur Präimplantationsdiagnostik, Journal für Rechtspolitik 2012, 317 ff.; Bruckmüller, Präimplantationsdiagnostik: Bedarf Österreich einer ausdrücklichen Regelung nach deutschem Vorbild?, Jahrbuch Gesundheitsrecht 2012, 109 ff.
 
21
§ 2a Abs. 1 Ziff. 3 FMedG i.d.F. FMedRÄG 2015; siehe auch § 2a Abs. 1 Ziff. 1 und 2 FMedG i.d.F. FMedRÄG 2015.
 
22
§ 2a Abs. 2 Ziff. 1 FMedG i.d.F. FMedRÄG 2015.
 
23
§ 2a Abs. 2 Ziff. 2 FMedG i.d.F. FMedRÄG 2015.
 
24
§ 2a Abs. 2 Ziff. 3 FMedG i.d.F. FMedRÄG 2015.
 
25
§ 97 Abs. 1 Ziff. 2 Fall 2 StGB ist als Rechtfertigungsgrund und nicht als bloßer Ausschluss des Tatbestandes der Strafrechtsnorm (§ 96 StGB) zu begreifen; vgl. dazu nur OGH 25.5.1999 – 1 Ob 91/99k –, SZ 72/91 = JBl 1999, 593 (596) = RdM 1999, 177 (181) m. Anm. v. Kopetzki; zu dieser Entscheidung einlässlich Bernat, Unerwünschtes Leben, unerwünschte Geburt und Arzthaftung: der österreichische „case of first impression“ vor dem Hintergrund der anglo-amerikanischen Rechtsentwicklung, in: Festschrift f. Krejci (2001) 1041 ff.
 
26
EGMR 28.08.2012 (Costa und Pavan gegen Italien – Appl. 54.270/2010), RdM 2013, 195 m. Anm. v. Kopetzki.
 
27
§ 2 Abs. 3 FMedG i.d.F. FMedRÄG 2015.
 
28
Siehe dazu genauer § 2 Abs. 2 Ziff. 1 FMedG i.d.F. FMedRÄG 2015.
 
29
§ 2 Abs. 2 Ziff. 2 FMedG i.d.F. FMedRÄG 2015.
 
30
Fortpflanzungsmedizingesetz-Novelle 2004, BGBl. I 2004/163.
 
31
Siehe die amtlichen Erläuterungen zur Regierungsvorlage der Fortpflanzungsmedizingesetz-Novelle 2004 (BGBl. I 2004/163), 678 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates, 22. Gesetzgebungsperiode, 4.
 
32
VfGH 10.12.2013 – G 16/2013-16, G 44/2013-44 –, EF-Z 2014, 66 = MedR 2014, 567 m. Problemstellung v. Bernat = RdM 2014, 65 m. Anm. v. Kopetzki.
 
33
Siehe Wendehorst, iFamZ 2015, 4.
 
34
§ 16 Abs. 1 Satz 2 FMedG i.d.F. FMedRÄG 2015.
 
35
§ 16 Abs. 2 Satz 2 FMedG i.d.F. FMedRÄG 2015.
 
36
Kritisch auch Wendehorst, iFamZ 2015, 4 (7).
 
37
§ 2b Abs. 1 FMedG i.d.F. FMedRÄG 2015.
 
38
Zur Begründung dieses Rechts siehe EGMR (Große Kammer) 10.04.2007 (Appl. 6339/2005 – Evans gegen Vereinigtes Königreich), NJW 2008, 2013; EGMR (Große Kammer) 03.11.2011 (Appl. 57.813/2000 – S.H. et al. gegen Österreich), EF-Z 2012, 24 m. Anm. v. Bernat; vgl. Bernat, Über Umfang und Grenzen des Rechts auf Fortpflanzung/Der Fall Evans vor dem EGMR, EuGRZ 2006, 398 ff.
 
39
Ebenso Kopetzki, „Social Egg Freezing“, RdM 2014, 309.
 
40
VfGH 14.12.2011 – B 13/11-10 –, RdM 2012, 104 m. Anm. v. Bernat (Beschluss eines Gerichts des amerikanischen Gliedstaates Georgia); VfGH 11.10.2012 – B 99/12 –, RdM 2013, 38 m. Anm. v. Bernat (Eintragung im ukrainischen Geburtenbuch); vgl. zum Problemkreis der Anerkennungsfähigkeit ausländischer Abstammungsentscheidungen jetzt auch OGH 27.11.2014 – 2 Ob 238/13 h –, iFamZ 2015, 86.
 
41
Vgl. Lurger, Das österreichische IPR bei Leihmutterschaft im Ausland – das Kindeswohl zwischen Anerkennung, europäischen Grundrechten und inländischem Leihmutterschaftsverbot, IPRax 2013, 282 ff.; Herndl, Die Abstammung des Kindes einer Leihmutter und ihre Auswirkungen im internationalen Erbrecht, NZ 2014, 253 ff.; Aspöck, Anerkennung der Leihmutterschaft in Österreich!?, Zak 2013, 371 ff.; Heiderhoff, Rechtliche Abstammung im Ausland geborener Leihmütterkinder, NJW 2014, 2673 (2678 Fn. 37).
 
42
BGH 10.12.2014 – XII ZB 463/13 –, NZFam 2015, 112 m. Anm. v. Zwißler = NJW 2015, 479 m. Anm. v. Heiderhoff = FamRZ 2015, 240. Zu dieser Entscheidung auch Suhr, Ausländische Leihmutterschaft: Eintragung homosexueller Lebenspartner als rechtliche Eltern in das Geburtenregister, Der Gynäkologe 48 (2015) 473 ff.
 
43
§ 7 Abs. 1 FMedG i.d.F. FMedRÄG 2015.
 
44
§ 7 Abs. 2 FMedG i.d.F. FMedRÄG 2015.
 
45
§ 14 Abs. 1 FMedG i.d.F. FMedRÄG 2015.
 
46
§ 7 Abs. 4 FMedG i.d.F. FMedRÄG 2015.
 
47
§ 148 Abs. 3, § 152 ABGB; für die eingetragene Partnerin oder Lebensgefährtin der Wunschmutter gilt das entsprechend, § 144 Abs. 2 i. V. m. § 144 Abs. 3 ABGB; siehe dazu schon oben im Fließtext bei Fn. 3 ff.
 
48
§ 143 ABGB.
 
49
Siehe nochmals FN 47.
 
50
§ 8 Abs. 5 FMedG i.d.F. FMedRÄG 2015.
 
51
§ 8 Abs. 4 FMedG i.d.F. FMedRÄG 2015.
 
52
§ 13 Abs. 1 i. V. m. § 20 Abs. 2 FMedG i.d.F. FMedRÄG 2015.
 
53
Siehe dazu § 1, § 2 Abs. 2 IVF-Fonds-Gesetz, BGBl. I 1999/180, i.d.F. FMedRÄG 2015.
 
54
§ 4 Abs. 2 IVF-Fonds-Gesetz i.d.F. FMedRÄG 2015.
 
55
§ 4 Abs. 4 Ziff. 1 IVF-Fonds-Gesetz i.d.F. FMedRÄG 2015.
 
56
Siehe nochmals § 4 Abs. 4 Ziff. 1 IVF-Fonds-Gesetz i.d.F. FMedRÄG 2015.
 
Metadaten
Titel
Das österreichische Fortpflanzungsmedizingesetz wurde liberalisiert
Eckpunkte des Fortpflanzungsmedizinrechts-Änderungsgesetzes 2015
verfasst von
Prof. Dr. iur. Erwin Bernat
Publikationsdatum
01.09.2015
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Die Gynäkologie / Ausgabe 9/2015
Print ISSN: 2731-7102
Elektronische ISSN: 2731-7110
DOI
https://doi.org/10.1007/s00129-015-3754-4

Weitere Artikel der Ausgabe 9/2015

Der Gynäkologe 9/2015 Zur Ausgabe

Update Gynäkologie Hot topic: Kontroversen in der Fortpflanzungsmedizin

Update Gynäkologie Hot topic: Kontroversen in der Fortpflanzungsmedizin

Magazin

Magazin

Ambulantisierung: Erste Erfahrungen mit dem Hybrid-DRG

02.05.2024 DCK 2024 Kongressbericht

Die Hybrid-DRG-Verordnung soll dazu führen, dass mehr chirurgische Eingriffe ambulant durchgeführt werden, wie es in anderen Ländern schon länger üblich ist. Die gleiche Vergütung im ambulanten und stationären Sektor hatten Niedergelassene schon lange gefordert. Aber die Umsetzung bereitet ihnen doch Kopfzerbrechen.

Sind Frauen die fähigeren Ärzte?

30.04.2024 Gendermedizin Nachrichten

Patienten, die von Ärztinnen behandelt werden, dürfen offenbar auf bessere Therapieergebnisse hoffen als Patienten von Ärzten. Besonders gilt das offenbar für weibliche Kranke, wie eine Studie zeigt.

Harninkontinenz: Netz-Op. erfordert über lange Zeit intensive Nachsorge

30.04.2024 Harninkontinenz Nachrichten

Frauen mit Belastungsinkontinenz oder Organprolaps sind nach einer Netz-Operation keineswegs beschwerdefrei. Vielmehr scheint die Krankheitslast weiterhin hoch zu sein, sogar höher als von harninkontinenten Frauen, die sich nicht haben operieren lassen.

Welche Übungen helfen gegen Diastase recti abdominis?

30.04.2024 Schwangerenvorsorge Nachrichten

Die Autorinnen und Autoren einer aktuellen Studie aus Griechenland sind sich einig, dass Bewegungstherapie, einschließlich Übungen zur Stärkung der Bauchmuskulatur und zur Stabilisierung des Rumpfes, eine Diastase recti abdominis postpartum wirksam reduzieren kann. Doch vieles ist noch nicht eindeutig belegt.

Update Gynäkologie

Bestellen Sie unseren Fach-Newsletter und bleiben Sie gut informiert – ganz bequem per eMail.