Erschienen in:
01.08.2006 | Originalien
Desfluran und Isofluran bei Niedrigflussnarkosen
Verbrauch und Kosten bei forcierter Frischgasreduktion
verfasst von:
H. Buchinger, S. Kreuer, M. Paxian, R. Larsen, W. Wilhelm
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 8/2006
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Zusammenfassung
Einleitung
Desfluran lässt aufgrund seiner pharmakokinetischen Eigenschaften ein rasches Einwaschverhalten erwarten: Schnelle und mittelschnelle Körperkompartimente werden zügig aufgesättigt, sodass der Desfluranbedarf nach Abschluss der Einwaschphase im weiteren Verlauf nur noch gering ist. In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, ob der Desfluranverbrauch durch eine konsequente Reduktion des Frischgasflusses bei Anästhesieeinleitung so weit vermindert werden kann, dass sich die Substanzkosten von Desfluran und Isofluran angleichen.
Methodik
Insgesamt wurden 54 Patientinnen untersucht, die sich einem größeren gynäkologischen Eingriff unterziehen mussten. Nach Präoxygenierung und Narkoseinduktion mit Propofol und Fentanyl wurden die Patienten mit 10 l/min Sauerstoff (O2) beatmet; hierbei wurde ein endtidaler Kohlendioxid- (CO2-)Wert von 35 mmHg angestrebt. Anschließend erfolgte eine forcierte Reduktion des Frischgasflusses, standardisiert nach folgendem Schema: initial für 5 min Beatmung mit 0,5 l/min O2+1 l/min Lachgas (N2O), dann für 10 min Beatmung mit 0,5 l/min O2+0,5 l/min N2O, schließlich Beatmung mit 0,3 l/min O2+0,2 l/min N2O bis zum Operationsende. Gleichzeitig wurde der Vapor, ebenfalls standardisiert, so geöffnet, dass möglichst rasch eine endtidale Konzentration von 2/3 MAC („minimum alveolar concentration“) Desfluran oder Isofluran erreicht wurde. Der Verbrauch der Inhalationsanästhetika wurde mit einer Präzisionswaage (Kern GmbH, Albstadt) zu folgenden Zeitpunkten bestimmt: Ausgangswert, 5, 10, 15, 20 und 30 min und alle 15 min im weiteren Operationsverlauf. Verbrauch [g] und Kosten [EUR] wurden ermittelt. Statistik: nach Prüfung auf Normalverteilung t-Test oder Mann-Whitney-U-Test mit einem Signifikanzniveau von p<0,05; zusätzlich Regressionsanalyse. Die Daten werden als Mittelwert ± Standardabweichung dargestellt.
Ergebnisse
In beiden Gruppen waren demographische Daten und Operationsdauer vergleichbar. In der Desflurangruppe zeigte sich im Untersuchungsverlauf, dass ca. 0,3 Vol.-% des Inhalationsanästhetikums aufgenommen werden; dies entspricht weniger als 8% des angestrebten 2/3-MAC-Werts. Für Isofluran lag die Aufnahme im Verlauf bei ca. 0,25 Vol.-% und damit bei ca. 30% des angestrebten 2/3-MAC-Werts. Der Desfluranverbrauch betrug nach 60 min 17,0±1,1 g, nach 120 min 27,3±1,8 g und nach 180 min 36,5±1,7 g. Der Isofluranverbrauch war signifikant geringer: 7,6±0,8 g, 12,4±1,7 g und 15,5±1,6 g. Ausgehend von einem Preis pro Gramm von 0,1757 EUR für Desfluran und 0,0933 EUR für Isofluran ergaben sich für Desfluran Mehrkosten in Höhe von 2,28 EUR nach 60 min, 3,63 EUR nach 120 min bzw. 4,97 EUR nach 180 min. Der Verbrauch der Inhalationsanästhetika kann nach folgender Formel berechnet werden: Desfluran [g]=4,84+0,184*Operationsdauer [min] (R2=0,981), Isofluran [g]=2,049+0,0826*Operationsdauer [min] (R2=0,979). Für die Kosten gilt: Desflurankosten [EUR]=0,85+0,0323*Operationsdauer [min]; Isoflurankosten [EUR]=0,19+0,0077*Operationsdauer [min].
Schlussfolgerung
Auch bei forcierter Reduktion des Frischgasflusses bleiben die Kosten für Desfluran gering höher als für Isofluran. Inwiefern die pharmakokinetischen Vorteile von Desfluran die etwas höheren Kosten aufwiegen, muss jede Institution für sich entscheiden.